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Was sind forwarding agents? Die Encyclopedia Britannica → definiert sie als „… persons who undertake for a reward to have the goods carried and delivered at their destination“ (Personen, die gegen Entgelt den Transport und die Ablieferung von Gütern an ihrem Bestimmungsort übernehmen).
Rowe gibt als Definition „A person, or firm, who undertakes to see that the goods or correspondence of another are transported without himself acting as the carrier.“ (Eine Person oder Firma, die sich darum kümmert, dass die Waren oder die Korrespondenz eines Anderen transportiert werden, ohne selbst als Transporteur zu agieren.)
Im Deutschen fällt uns dazu spontan der Begriff „Speditionsunternehmen“ ein. Man kann bei einem solchen ja den Transport z. B. eines Möbelcontainers oder eines Autos über den Atlantik organisieren, ohne dass der Unternehmer selbst eine Schifffahrtslinie betreibt. Gegenprobe: Die Übersetzung von Spediteur bei → Leo liefert u. a. die Begriffe forwarder und forwarding agent.
Was, um zum eigentlichen Thema zu kommen, haben Transportunternehmen nun mit Postgeschichte zu tun? Mehr, als Sie vielleicht glauben! Allein in Amsterdam und Marseille gab es jeweils fast 150, in Hamburg rund 180 und in New York knapp 300 solcher forwarder. Dass diese mehrheitlich (keineswegs ausschliesslich: in Berlin gab es sieben, in Basel neun solcher Dienstleister) in Seehäfen ansässig waren, lässt sich aus ihrer Funktion erklären: Die Transporteure wurden immer dann zugezogen, wenn Sendungen (und dazu zählt eben auch Post) über lange Strecken wie z. B. den Seeweg und/oder in Länder, mit denen das Land des Absenders keinen Postvertrag hatte, versandt werden sollten – das ging dann über Transportwege, die der Absender weder kannte noch organisieren konnte. Wenn man die portosparende Möglichkeit hatte, den Brief einen Teil des Weges privat transportieren zu lassen, war ein forwarder am ersten Zielort die Instanz, die sich um den Rest des Weges zum definitiven Adressaten kümmerte. Die forwarding agents waren also Mittelsmänner, die selbst keinen Post-(oder Transport-)Dienst betrieben, die aber den Transport an den Zielort von ihrem Standort aus, manchmal unter Einschalten eines weiteren forwarders, auf den Weg bringen konnten.
Wir lesen noch einmal bei Rowe (dem Standardwerk zum Thema, s. u.) nach. Er nennt fünf Gründe, sich eines forwarding agent zu bedienen: Kosten, Geschwindigkeit, Krieg, Örtlichkeit und geschäftliche Gründe.
Dass ein forwarder einen Brief in der Hand hatte, ist relativ einfach erkennbar: Diese Transport-Agenturen brachten auf den Sendungen in der Frühzeit handschriftliche Vermerke, später ihre eigenen Stempel an. Aus dem Stempel wird üblicherweise erkennbar,
Der älteste Forwarded-Brief in meiner Sammlung 1731, von Leipzig nach Florenz Rückseitig handschriftlicher Vermerk „p(er) Mattia Merz in Augusta“ (Augsburg) |
Forwarded-Brief von London nach Le Havre über Calais Stempel des forwarding agent Mory „Acheminée de Calais par votre devoué serviteur Ns. Mory“ (Weitergeleitet von Calais durch Ihren ergebenen Diener Ns. Mory) |
Die Literatur zum Thema ist überschaubar; die beste Übersicht gibt das Buch von Rowe. Die erste Auflage erschien 1966, die zweite 1974 (dazu gibt es einen Ergänzungsband), die dritte 1984, und die vierte und derzeit aktuellste 1996.
Forwarded-Brief von Neapel nach Lyon über Marseille Privater Transport nach Marseille (gemäss Grallert wurden Briefe oft Schiffskapitänen mitgegeben), Stempel des dortigen forwarding agent „Reçue par la Vapeur & acheminée de Marseille le 25 août 1843. Chs. Peyron de Tidemann (Empfangen durch Dampfschiff und von Marseille am 25. August 1843 weitergeleitet. Chs. Peyron de Tidemann) |
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Erste Veröffentlichung am 2. September 2013, letzte Bearbeitung am 7. Oktober 2021.
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