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Grossbritannien – Queen Elizabeth II – Presentation Packs

      In der Einleitung zu dieser Sektion habe ich Presentation Packs (im Folgenden „PP“) noch als (eher unerwünschten und lästigen) „Beifang“ beim Erwerb von Sammlungen bezeichnet. Diese Ansicht habe ich inzwischen nicht grundlegend geändert, aber modifiziert: Die moderne Massenware interessiert mich weiterhin allenfalls am Rande, aber bei der Bearbeitung der Castles habe ich die sogenannten „Forerunners“ kennengelernt, und alles ausserhalb von philatelistischen Grossserienprodukten übt nun einmal einen unwiderstehlichen Reiz auf mich aus.

 
Die Forerunners

      Diese Vorläufer erschienen alle im Jahr 1960 aus Anlass der „London International Stamp Exhibition 1960“. Es gab verschiedene Ausgaben mit Wildings, Castles und Wilding Country Definitives. Die Machart dieser Packs war einfach: Es waren Steckkarten in einem Fensterumschlag; von den heute etablierten ausführlichen Textbeilagen war man noch weit entfernt. Neu war bei diesen Ausgaben, dass es auch Packungen mit Preisen in US$ speziell für den amerikanischen Markt gab. Die Abbildung oben, das Ergebnis einer Bildersuche bei Google, gibt schon einen ziemlich kompletten Überblick über die PP dieser Epoche.

      Eine strukturierte Übersicht zu diesen frühen Ausgaben finden Sie leider auch im SG-Spezialkatalog nicht. PP werden zwar genannt, aber einen (idealerweise tabellarischen) Überblick über die vorkommenden Varianten gibt es nicht.
      Die Forerunners haben, wie auch alle frühen regulären PP, keine Nummer in den Katalogen; erst ab der 2. Serie „British Paintings“ (Ausgabe 12. August 1968, SG 771–774) wurden die Packs, beginnend mit Nr. 1, von der Post nummeriert und tragen einen entsprechenden Aufdruck. Diese Nummern werden im SG Concise angegeben, aber nicht im SG-Spezialkatalog! (Im Michel ebenfalls nicht.) (1)

      Wenn Sie sich einen Überblick über die „Forerunners“ verschaffen wollen, schauen Sie am besten auf die Websites spezialisierter Händler. (Der Katalog von Andrew ist nur noch antiquarisch zu finden.) Ich nenne hier (ausdrücklich nicht als Werbung, sondern zur Information) mir bekannte britische Händler, bei denen ich z. T. auch schon gekauft habe und bei denen Sie jederzeit eine Auswahl dieser frühen PP finden:

british-stamps.com  •  BB Stamps Ltd.  •  Jerwood Philatelics

      Beachten Sie, dass es deutliche Preisunterschiede zwischen noch ungeöffneten (sealed) und geöffneten Packs dieser Forerunners gibt: Zwischen „opened, contents complete“ und „sealed & complete“ können durchaus 100 Pfund liegen.

      Ich sammle, wie eingangs erwähnt, nicht speziell Presentation Packs, aber zwei Ausgaben der Forerunners („Never opened“) haben ihren Weg in meine Sammlung gefunden:

Forerunner mit Wildings.
Enthält die SG 542, 553, 570/571 und 573–586 (im SG Concise nach Nr. 586 aufgeführt).
Beachten Sie den Preis von $1.80 – es ist die Ausgabe für den US-Markt.
 
Forerunner mit Wildings, Phosphor-Graphit-Ausgabe vom 18. November 1959.
Enthält je zweimal die SG 599–609 (602–604 gibt es nicht; im SG Concise nach Nr. 609 aufgeführt).
Preis 3s.8d. für den heimischen Markt.

 
Die regulären Presentation Packs

Curling

Erstes reguläres Presentation Pack:
Sonderausgabe zum Shakespeare-Festival (Ausgabedatum 23. April 1964, SG 646–650).
Typisches Schrumpfen der Folie mit „Curling“ des Packs.

      Dieses PP fand ich in einer Sammlung. Es zeigt ein bei den frühen Ausgaben bekanntes Phänomen (s. dazu auch die → Einleitung zu den 1960s-PP bei Jerwood Philatelics): Die Folie, in der die Packungen eingeschweisst sind, schrumpft im Lauf der Zeit. Dadurch kommt es zu diesen unschönen Verbiegungen der eingelegten Steckkarte. Die Folie zu entfernen, ist naheliegend, aber eine wertmindernde Massnahme.

Natürlich kann man auch Presentation Packs spezialisiert sammeln. Meine Ausgabe zeigt einen homogen roten Kragen am Einhorn (Abb. links), es gibt aber auch eine Variante mit Fleur-de-Lys am Kragen.

Vorsicht, Fälschung!

      Presentation Packs sind nicht sehr anfällig für Fälschungen, aber bei einer Ausgabe sind (eher schlecht gemachte) Fälschungen bekannt geworden, nämlich bei dem PP zur Eröffnung der Forth Road Bridge (Ausgabe vom 4. September 1964, SG 659/660). Warum gerade bei diesem Presentation Pack?

      Das im April 1964 erschienene Shakespeare-Pack war, mit rund 100 000 verkauften Exemplaren, ein voller Erfolg. Wahrscheinlich war es der Reiz des Neuen, der viele Sammler dazu bewog, ein Exemplar dieser Präsentationsform von Sonderausgaben in ihr Album aufzunehmen. Das Forth-Road-Bridge-Pack wurde allerdings in einer Auflage von nur 11 450 Exemplaren hergestellt, und etliche davon wurden wahrscheinlich, wie Robert Murray ausführt, noch am Ausgabetag geöffnet und die Marken zur Frankatur selbst erstellter Ersttagsbriefe verwendet. Ein solches Missverhältnis zwischen Angebot und – Jahre später – Nachfrage zu einem inwischen etablierten Sammelgebiet stellt natürlich eine Versuchung dar, das Angebot illegal zu erweitern.

      Kaufen Sie dieses PP bei einer Internet-Auktion nur bei renommierten Händlern oder wenn das Einlegeblatt mit dem Text abgebildet ist; eine weit verbreitete Fälschung verwendet eine falsche Schrifttype und ein nicht dem Original entsprechendes Layout: Die Textblöcke müssen bei einem echten Pack mit dem Unter- bzw. Oberrand der beiden Abbildungen abschliessen (s. Abbildung; diesen Hinweis fand ich bei → Jerwood Philatelics).

Can I become a beefsteak? Das GPO fällt auf „false friends“ herein

      Den Spruch in der Überschrift kennen Sie sicher noch aus so etwa der 6. Klasse als typisches Beispiel für sogenannte „false friends“ – to become heisst eben nicht „bekommen“.
      Das General Post Office hat in der Frühzeit der Presentation Packs (1968–1969, beginnend mit der oben bereits erwähnten ersten nummerierten Ausgabe „British Paintings 2“) auch deutsche Versionen herausgegeben. Die meines Wissens letzten deutschsprachigen Ausgaben waren die PP mit den ersten niedrigen bzw. hohen Werten der Machins (Ausgabe der deutschen Version der niedrigen Werte 1969, im SG Concise nach Nr. 744):

      Das hätte der britischen Post nicht passieren dürfen: Es ist natürlich nicht eine „Definitive Ausgabe“, sondern eine Dauermarken-Ausgabe. Soviel Wissen über philatelistische Fachterminologie auf Deutsch hätte ich eigentlich erwartet. Offenbar hat da jemand einfach kurz in ein Wörterbuch geschaut und es dabei belassen.
      Leider gab es 1969 noch kein Internet, dann → wäre das nicht passiert.

      Falls Sie PP sammeln und das Gebiet über die – inzwischen rund 700 – Standard-Ausgaben hinaus etwas abwechslungsreicher gestalten wollen, sind die fremdsprachigen Versionen eine interessante Erweiterung. Das PP zur Investitur des Prince of Wales (1. 7. 1969, SG 802–806) können Sie sogar in fünf Versionen haben: Standardausgabe, deutsche Ausgabe, Ausgaben mit eingelegten Textkarten in Niederländisch und Japanisch und (nur im SG Concise aufgeführt) mit durchgängig zweisprachigem englischem und walisischem Text als „Pack for Children“ zur Verteilung an Schulen in Wales.


Fussnoten:

  1. Das in den Katalogen aufgeführte Gift Pack mit einer Auswahl von Sondermarken wurde ab 1968 (als beide Versionen erschienen) durch das Collectors Pack mit einer Jahreszusammenstellung aller Sondermarken ersetzt (unter dieser Bezeichnung bis 1994; ab 1995 Year Pack, seit 2017 wieder Collectors Pack; parallel gibt es seit 1984 ein Post Office Yearbook in Buchform).

Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 27. Februar 2022, letzte Bearbeitung am 25. September 2022.


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