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Siehe dazu auch „Jubilee lines: Marginal rules und lined blocks“.
Die Freimarkenausgabe von 1883/84, bei Philatelisten bekannt als Lilac & Green oder Unified Series, war bei den Mitarbeitern der Post und der Öffentlichkeit gleichermassen unbeliebt:
Die Steuerbehörde hatte bei Markenausgaben ein gewichtiges Wort mitzureden; schon seit 1881 trugen ja alle Marken die Inschrift postage and revenue und waren damit eine wichtige Quelle von Steuereinnahmen. (Diese Inschrift auf Dauermarken finden wir bis zu den Wildings unter Queen Elizabeth II; sie verschwand erst mit den Machins.)
Als 1884 eine Stamp Commission eingerichtet wurde, die eine neue Markenserie zeitnah zur Ausgabe bringen sollte, gehörten dieser Kommission nicht nur mehrere höhere Mitarbeiter der Post an, sondern auch die Herren Warren De La Rue und Warren William De La Rue in ihren Funktionen als Engraver und Deputy Acting Engraver to the Board of Inland Revenue. Die Vorgaben für eine neue Markenausgabe beinhalteten, dass „[…] there should be such a variety of colour, form and design as to render the Stamps of different values easily distinguishable from one another, both by Post Office officials and by the public, not only when first used but also after they have been cancelled“ (Robson Lowe).
Die Herren De La Rue dürften das mit Vergnügen zur Kenntnis genommen haben; sie waren in der Position und hatten einen Auftrag, der ihnen erlaubte, alles, was gut und teuer war, in der neuen Ausgabe umzusetzen. „De La Rue wanted their expensive fugitive, especially double fugitive, inks to be used as much as possible and they realised that this was an opportunity not to be missed“ heisst es es im SG-VS.
(Erklärung des Begriffs „[double] fugitive ink“)
Die Arbeit dieser Stamp Commission zu verfolgen und sich in die diversen Essais und Probedrucke der Firma De La Rue zu vertiefen, ist ausserordentlich spannend; Sie finden bei Robson Lowe und im SG-VS Informationen und zahlreiche Abbildungen dazu. Das endgültige neue Design der Marken brachte bei etlichen Werten zweifarbigen Druck, eine klare farbliche Unterscheidung der Wertstufen und die endgültige Abkehr von den Eckbuchstaben, mit denen die Position der Marke im Bogen bezeichnet wurde. (1)
Nach Erscheinen der neuen Marken wurde von De La Rue in einer Auflage von 36 Exemplaren ein Band mit dem Titel Before and After the Stamp Committee herausgegeben, der verschiedene Marken der Ausgaben 1883–1887 enthielt. Komplette Exemplare sind ausserordentlich selten; aktuell (Mai 2022) ist ein vollständiges Exemplar bei Stanley Gibbons für £35 000.00 im Angebot.
Bei Sammlern war die neue Dauermarken-Serie, die ab 1887 erschien, sehr schnell als „Jubilee Issue“ bekannt. Zufällig war dies nämlich das Jahr des Goldenen Thronjubiläums von Queen Victoria, und da erschien diese neue, aufwändig gemachte und optisch sehr ansprechende Serie eigentlich einem solchen Jubiläum angemessen. Trotzdem: Es ist eine Dauermarkenausgabe, welche die nicht sehr populäre Vorgängerausgabe Lilac and Green ablöste. (2)
Ihr Charakter als Dauermarken wird auch dadurch unterstrichen, dass das Design dieser Serie praktisch unverändert für die Dauermarken unter Victorias Nachfolger Edward VII verwendet wurde:
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Queen Victoria Jubilee Issue und Freimarken unter Edward VII (Zusammenstellungen aus Händlerangeboten) |
Wegen der Ausgabe dieser neuen Dauermarken liess man eine sehr passende Gelegenheit für eine Gedenkausgabe ungenutzt verstreichen: 1890 hätte man das 50-jährige Jubiläum der ersten Briefmarke begehen können, aber über mehr als acht Essais sind die Planungen für eine solche Ausgabe nicht herausgekommen. Diese zeigen interessanterweise alle ein zeitgenössisches Porträt von Queen Victoria als ältere Dame; die Jubilee Issue blieb bei dem schon für die Penny Black verwendeten Bild der Königin als Fünfzehnjährige. (3)
Die ersten zehn Marken kamen am 1. Januar 1887 in den Verkauf. Es waren die Wertstufen ½d., 1½d., 2d., 2½d., 3d., 4d., 5d., 6d., 9d und 1s. Mit einem grösseren zeitlichen Abstand folgten zwei weitere Werte: Am 24. Februar 1890 erschien eine Marke zu 10d., und am 15. September 1892 wurde der Satz mit einer 4½d.-Marke komplettiert.
Die letzten der 14 Werte (s. u.) waren Farbänderungen, um die britischen Marken (endlich) UPU-konform zu machen: Am 17. 4. 1900 wurde der ½d.-Wert in Blaugrün statt des ursprünglichen Zinnoberrot (vermilion) und am 11. Juli desselben Jahres die 1s.-Marke zweifarbig in Grün und Karminrot statt des ursprünglichen Mattgrün herausgegeben. Sie ist damit die letzte unter Queen Victoria ausgegebene Marke zur postalischen Verwendung. (1902 erschienen noch zwei Dienstmarken des Board of Education.)
![]() Der klassische „Jubilee“-Satz von 14 Werten |
Zum „Standardsatz“ gehören, wie oben beschrieben, 14 Marken in den verschiedenen Wertstufen und den hauptsächlichen Farben (s. Abb.); in dieser Zusammenstellung wird er im Handel angeboten. Diese Kollektion ist in der Philatelie etabliert; im SG Concise finden Sie eine Preisnotierung für ein „Set of 14“, und auch die Stanley Gibbons Celebration Collection beinhaltet für diese Ausgabe 14 Werte.
Die Jubilee Issue umfasst allerdings in den SG-Katalogen die Nummern 197 bis 214, also 18 Hauptnummern. Die Angabe, welche Marken zum katalogisierten Set of 14 gehören, finden Sie nur im SG-Katalog Collect British Stamps.
Die offensichtlichste Auslassung ist die grüne £1-Marke (SG 212). Sie ist von der Nummerierung her noch innerhalb der Jubilee Issue angesiedelt, aber – da es sich nur um eine Farbänderung der schon 1884 erschienenen braun-lila Marke handelt – im Design nicht an diese angepasst. Ausserdem notiert SG die Marke in allen Erhaltungsgraden etwa mit dem Fünffachen des kompletten Standardsatzes; hätte man sie mit aufgenommen, würde wohl in manchem Album eine Lücke bleiben.
Ausser dem Höchstwert fehlen im Standardsatz die SG-Nummern 199 (gegenüber der Folgenummer 200 andere Farbe), 203 und die sehr teure 204. 203 und 204 sind Farbvarianten des 3d.-Wertes SG 202.
Nachdem wir jetzt wissen, welche Marken nicht dazugehören, werfen wir einen Blick auf die im Standardsatz enthaltenen Marken:
![]() Der Standardsatz – niedrige Werte |
Von links nach rechts:
½d. 17.04.1900 blue-green SG 213 ½d. 01.01.1887 vermilion SG 197 1½d. 01.01.1887 dull purple and pale green SG 198 2d. 01.01.1887 grey-green and carmine SG 200 2½d. 01.01.1887 purple/blue SG 201 3d. 01.01.1887 purple/yellow SG 202 4d. 01.01.1887 green and purple-brown SG 205
![]() Der Standardsatz – hohe Werte |
Von links nach rechts:
4½d. 15.09.1892 green and carmine SG 206 5d. 1888 dull purple and blue (Die II) SG 207a 6d. 01.01.1887 purple/rose-red SG 208 9d. 01.01.1887 dull purple and blue SG 209 10d. 24.02.1890 dull purple and carmine SG 210 1s. 11.07.1900 green and carmine SG 214 1s. 01.01.1887 dull green SG 211
Nicht alle. Die ½d.-Marke ist in beiden Farben einfarbig. Die Wertstufen 2½d., 3d. und 6d. (Farbangabe oben nicht „xxx and yyy“, sondern „purple/xxx“) sind alle in Violett auf verschiedenfarbigen Papieren gedruckt. Alle übrigen Werte wurden aber tatsächlich zweifarbig gedruckt – ein Novum in der britischen Briefmarkenherstellung.
Jetzt kennen Sie die 14 Werte der „normalen“ Jubilee Issue. Es gibt natürlich noch eine Menge philatelistisch interessanter Stücke zu dieser Ausgabe, die ich Ihnen hier nicht zeigen kann, weil ich leider keine Essais, Colour Trials, Imprimaturs, Die proofs oder ganze Bogen besitze. Wenn Sie hervorragende Spezialsammlungen mit solchen Stücken dieser Ausgabe anschauen möchten, habe ich einige Links für Sie:
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Ich sammle die Jubilee Issue nicht spezialisiert, aber eine der bei dieser Ausgabe enorm zahlreichen Varianten habe ich in meiner Sammlung: |
Literatur:
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Erste Veröffentlichung am 15. Mai 2022, letzte Bearbeitung am 17. Februar 2023.
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