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Einleitung – Kataloge – Vergleich von vier Spezialkatalogen

      Von einem Spezialkatalog erwartet der Philatelist einiges: Der Titel ist Programm, also sollten die gebotenen Informationen deutlich über das hinausgehen, was ein Standardkatalog liefert. Detaillierte Beschreibungen von Typen und Plattenfehlern, Bewertungen grösserer Einheiten und Literaturhinweise gehören dazu, und bei den stolzen Preisen, die für solche Kataloge verlangt werden, erwartet man auch ein qualitativ gut gemachtes Werk, also einfach ein schönes Buch, das man gerne zur Hand nimmt.

      Auf dieser Seite stelle ich vier Spezialkataloge vor, die für die jeweiligen Gebiete die Standard-Referenzen darstellen: AFA (Dänemark), Michel (Deutschland), Sassone (Italien) und Zumstein (Schweiz). Natürlich geht es bei Klassische Philatelie ausschliesslich um diese Ausgaben, weshalb bei Michel und Zumstein jeweils nur Band 1 berücksichtigt wurde.

Die vier Kataloge im Vergleich

      Die vier „Testkandidaten“ im Bücherregal:

  • Zumstein & Cie. (Hrsgb.): Spezialkatalog Schweiz 2000 Band 1. XXV. Auflage, Zumstein & Cie., Bern 2000
  • Sassone Catalogo dei Francobolli degli Antichi Stati Italiani, del Regno di Vittorio Emanuele II. e del Regno d’Italia fino al 1900. 1. Volume: I Francobolli. 65a edizione 2006, Sassone S.r.l., Roma 2005
  • Michel Deutschland-Spezial 2006. Band 1: 1849 bis April 1945. Schwaneberger Verlag GmbH, Unterschleißheim 2006
    (Erst während der Arbeit an dieser Seite erschien der Deutschland-Spezial 2006, auf den sich der Text bezieht; diese Abbildung zeigt noch die Ausgabe 2005. Er ist übrigens in einem Jahr mehr als 10% teurer geworden: Die Ausgabe 2005 kostete noch € 52,–.)
  • AFA Specialkatalog 2002. 2. Auflage, AFA-Forlaget, Otterup 2001

      Hier der Vergleich der Kataloge:

  AFA Michel Sassone Zumstein
Allgemeine Angaben
Erscheinungsweise in Abständen von mehreren Jahren jährlich jährlich in Abständen von mehreren Jahren
Abbildungen farbig,
75% der Originalgrösse
farbig,
50% der Originalgrösse
farbig,
Originalgrösse
schwarz-weiss,
80% der Originalgrösse
Umfang 800 Seiten 1007 Seiten 563 Seiten 553 Seiten
Einband/Papier in Leinen gebunden,
guter Druck
broschiert,
dünnes Papier
in Leinen gebunden,
Hochglanzpapier
kartoniert,
Hochglanzpapier
Werbung im Katalog < 10 Seiten ca. 15 Seiten mehr als 50 Seiten ganzseitig, dazu kleinere Einschaltungen wenig, nur Eigenwerbung Zumstein
Preis € 68,– € 58,– € 85,– Fr. 75,–
Konzept umfassend klare Aufteilung zwischen Band 1 und 2, jeweils umfassend Stempel in separatem zweitem Band; Spezialisten brauchen beide Bände (dann € 170,–) unlogische, in der Schweiz aber etablierte Aufteilung nach Kategorien, nicht zeitlich (Pro Iuventute und Zuschlagmarken in zweitem Band); Spezialisten brauchen beide Bände (dann Fr. 150,–)
 
  AFA Michel Sassone Zumstein
Inhalt
Bewertungen für
** / * / gest. / Brief
x / x / x / x x / x / x / x — / x / x / x x / x / x / x
Bewertungen für
grössere Einheiten
x (teilweise) x x x
Sonstige Bewertungen Stücke in Top-Qualität FDC Briefstücke
Literaturhinweise ja ja ja (wenig) ja
Besonderheiten 100 Seiten Farbtafeln Übersichten Vorphilatelie und Stempel; Auktionator- und Händler-Verzeichnis Abbildungen von Briefen und Einheiten, Raritäten-Liste zu jedem Gebiet

 

And the winner is …

AFA Specialkatalog

      In der Gesamtbewertung hat der AFA-Katalog wegen der guten Ausführung – es ist einfach ein schönes Buch – knapp die Nase vorn:
      Der positive äussere Eindruck des exzellent gemachten Katalogs mit gediegenem Einband und grossformatigen Farbabbildungen setzt sich in der umfassenden Katalogisierung fort; die Farbtafeln setzen Massstäbe, die sich auch andere Katalog-Redaktionen zum Vorbild nehmen dürften.
      Dazu kommt ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das einfach stimmt – dieser Katalog ist jeden Cent wert.

AFA Specialkatalog 2008

      Nachtrag Dezember 2007:
      Im November 2007 erschien nach sechs Jahren wieder ein neuer AFA Specialkatalog. Die Ausgabe 2008 ist im Umfang auf 900 Seiten gewachsen, sonst ist alles in gewohnt guter Qualität geblieben.

      Die Plätze 2 bis 4 meiner zugegebenermassen subjektiven Bewertung habe ich nicht mehr aufgeschlüsselt; ich fasse im Folgenden nur kurz die wichtigsten Eigenschaften der Kataloge zusammen:

Michel Deutschland-Spezial

      Ein guter, sogar ein sehr gut gemachter Katalog, an dem es inhaltlich nichts auszusetzen gibt. Wegen der zu kleinen Abbildungen (1) und der „billigen“ Machart hat es nicht ganz für Platz 1 gereicht.
      Vielleicht sollte man sich beim Verlag überlegen, ob es wirklich nötig ist, ihn jährlich neu herauszubringen; eine höherwertige Ausführung bei Einband und Papier und ein Preis von vielleicht € 75,– bei dann nur noch alle zwei Jahre neuer Auflage wären ein Kompromiss, den die meisten Philatelisten sicher akzeptieren würden.

Sassone

      Der Sassone ist unter den vier Katalogen derjenige mit der „edelsten“ Ausführung: Der Einband mit Goldprägung und die zahlreichen Abbildungen in Originalgrösse auf hochwertigem Papier machen einfach Freude.
      Inhaltlich gibt es Licht und Schatten: Ich begrüsse es sogar, dass keine „postfrisch“-Preise genannt werden; das gibt wenigstens dem zunehmend verbreiteten sinnlosen Gummi-Fetischismus bei klassischen Ausgaben keinen zusätzlichen Auftrieb. Die Hinweise zu weiter führender Literatur allerdings sind für einen Spezialkatalog zu spärlich.
      Abgesehen davon ist dieser Katalog viel zu teuer: Bei dem mit Abstand höchsten Preis in diesem Vergleich ist es schon eine Zumutung, dass der Käufer dafür einen Katalog erhält, der zu rund 10% aus Werbung besteht.

Zumstein

      Den Klassik-Sammler stört sie nicht, die eigenartige Aufteilung des Zumstein-Katalogs, denn die klassischen Ausgaben sind in Band 1 umfassend dargestellt. Sammler des Gebietes moderne Schweiz allerdings brauchen beide Bände, und dann wird es teuer. (Stellen Sie sich einmal vor, im Michel Deutschland wären Dauermarken und „normale“ Sondermarken der Bundesrepublik in einem und Sondermarken mit Zuschlag sowie alle Wohlfahrts- und Jugendmarken in einem zusätzlichen Band erfasst …) Hier geht es aber nur um Klassik, also dürfen wir diese zwar historisch gewachsene, aber trotzdem ziemlich unsinnige Aufteilung nicht als Bewertungskriterium heranziehen.
      Die nur schwarz-weissen Abbildungen sind nicht mehr ganz zeitgemäss, wobei man diesem Katalog aber konzidieren muss, dass er der älteste in diesem Vergleich ist. Vielleicht gibt es bei einer Neuauflage dann auch gleich Farbtafeln im AFA-Stil für die „Strubel“? Bei der Gelegenheit könnte man dann gleich einiges wieder einführen, was es im legendären Katalog von 1924 noch gab, etwa die Rayon-Typentafeln …


Fussnoten:

  1. Vielleicht sagen Sie sich ja jetzt “50% oder 75%, das ist doch nur ein Drittel kleiner!“. Lassen Sie uns das an einem Beispiel durchrechnen:
    Nehmen wir der Einfachheit halber eine quadratische Marke mit einer Grösse von 2 x 2 cm. Diese Marke wird im Michel mit 1 x 1 cm, also 1 cm², abgebildet, im AFA mit 1,5 x 1,5 cm, also 2,25 cm² – die Abbildung im Michel ist um mehr als die Hälfte kleiner als die im AFA-Katalog!

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Copyright © 2006–2007 und verantwortlich für den Inhalt:

Erste Veröffentlichung am 23. April 2006, letzte Bearbeitung am 8. Dezember 2007.


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