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Montenegro – Die Postgeschichte Montenegros

„Erst zu einem für ein europäisches Land recht späten Zeitpunkt
begegnet man den ersten Spuren eines Postverkehrs in Montenegro.“

V. Fleck: Montenegro
Neues Handbuch der Briefmarkenkunde Band 5

      Herr Fleck hat mit dieser Aussage ins Schwarze getroffen. Wussten Sie, dass es tatsächlich im Fürstentum Montenegro bis 1874 kein einziges Postamt gab? Mit dem Abschluss des Postvertrages zwischen Österreich-Ungarn und dem Fürstentum Montenegro im Jahr 1871 (nicht, wie Fleck schreibt, 1869) wurde eine regelmässige Postverbindung zwischen Kotor (ital. Cattaro) im zu Österreich-Ungarn gehörenden Kronland Dalmatien und der montenegrinischen Hauptstadt Cetinje eingerichtet. Gemäss diesem Vertrag war Barfreimachung am Postschalter für normale Briefe bis zu 1 Loth Gewicht (das galt also nicht für Einschreiben oder Wertbriefe) ebenso zulässig wie der „Porto“-Versand, also die Bezahlung durch den Empfänger. (Letztere war allerdings mit 10 bzw. 14 Kreuzern [s. u.] österreichischer Währung doppelt so teuer wie die Bezahlung durch den Absender.)

      Da zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, im Mai 1871, die Vorbereitungen für diesen Postdienst auf montenegrinischer Seite noch nicht abgeschlossen waren, dauerte die praktische Umsetzung noch etwas länger; am 1. Mai 1874 wurde schliesslich das erste Postamt in Cetinje eröffnet. Am 11. Mai folgte die Ausgabe der ersten Briefmarken des Fürstentums Montenegro.

Ausländische Postämter auf später montenegrinischem Gebiet

      In der Einleitung habe ich erwähnt, dass die Hafenstadt Bar erst mit der territorialen Vergrösserung des Fürstentums 1878 zu Montenegro kam und dem Land damit erstmals einen eigenen Seezugang brachte. In Bar (ital. Antivari) wurde bereits 1854 ein österreichisches Postamt eröffnet. Nachdem dort anfänglich Barfreimachung üblich war, wurden ab 1864 die österreichischen Briefmarken für Lombardei-Venetien verwendet, ab 1867 die Ausgaben (MiNr. 1–7) der Österreichischen Post in der Levante in Soldi-Währung. Dieses Postamt wurde 1878 geschlossen, ab 1879 gab es in Bar ein montenegrinisches Postamt.

      Von 1878 bis 1880 gab es in Ulcinj (ital. Dulcigno), das erst 1880 zu Montenegro kam, ein österreichisches Postamt. 1880 wurde dort ein montenegrinisches Postamt eröffnet.

      Die Zahl der Postämter in Montenegro wuchs ständig: Waren es im Jahr der ersten Briefmarkenausgabe, 1874, erst drei (neben dem erwähnten Postamt in Cetinje noch Rijeka und Virpazar), kamen durch die territoriale Vergrösserung Montenegros 1878 nach dem Berliner Kongress bis 1900 noch weitere 13, bis 1913 noch einmal vier Postämter dazu. (Nach dem mit dem → Londoner Vertrag 1913 beendeten Ersten Balkankrieg wurden 1913 noch 20 weitere Postämter in den neu gewonnenen Territorien Montenegros eröffnet; diese Periode liegt aber ausserhalb der Ära des hier betrachteten Fürstentums.)
      Die Postämter waren eingeteilt in solche ersten, zweiten und dritten Ranges; worin genau der Unterschied bestand, konnte ich bisher nicht ermitteln (Umsatz? Leistungsangebot?).

Die 20 vor 1913 eröffneten Postämter, geordnet nach Eröffnungsdatum

Eröffnungsjahr Postort(e) Rang     Eröffnungsjahr Postort(e) Rang
1874 Cetinje 1     1896 Grahovo 3
Rijeka 2     Njeguši 3
Virpazar 2     Žabljak 3
1879 Bar 1     1898 Šavnik 3
Nikšić 1     Velimlje 3
Podgorica 1     1900 Pristan 3
1880 Ulcinj 2     nicht genau
bekannt
(1900 – 1913)
Ostrog 3
1881 Danilovgrad 2     Stari Bar 3
1891 Kolašin 1     Sv. Ivan Meduanski 3
1894 Andrijevica 1     Sv. Nikola 3
Daten aus Fleck (Schreibweise der Ortsnamen angepasst).

      Am 1. Januar 1879 trat Montenegro dem Weltpostverein (UPU) bei (nach Bernstein; bei Fleck findet man den 1. Juli 1875). Der im Postvertrag zwischen Österreich-Ungarn und Montenegro in Artikel 6 festgelegte Sondertarif (5 bzw. 10 statt 7/14 Kreuzer) für einfache Briefe zwischen Montenegro und Cattaro blieb auch nach Einführung der UPU-Tarife erhalten.


Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 17. April 2022, letzte Bearbeitung am 17. April 2022.


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