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Schon 1823 wurde von Curry Gabriel Treffenberg dem schwedischen Parlament eine Denkschrift zu einer Reform des Postwesens vorgelegt, in der gestempelte BriefBogen, wohl inspiriert von den 1818 eingeführten „Sardinischen Pferdchen“, vorgeschlagen wurden (1). Während Treffenberg die Anbringung des Datums der Aufgabe als notwendig ansah, hielt er die Angabe des Aufgabeortes für überflüssig. So weit wie Rowland Hill in Grossbritannien ging er aber nicht; ein Einheitstarif war nicht vorgesehen.
Das Thema ruhte fast ein Vierteljahrhundert, erst in der Parlamentsperiode 1850/51 kam eine Reform des Postwesens wieder auf die Tagesordnung. Diesmal wurde auch die Idee eines Einheitstarifs diskutiert; es gab ja nun schon entsprechende Erfahrungen in anderen Ländern. Die Regierung verlangte einen Bericht der Postverwaltung, der im Oktober 1853 vorgelegt wurde. Nach diversen Anpassungen der darin gemachten Vorschläge wurde eine grundlegende Postreform am 9. März 1855 beschlossen; ihr Inkrafttreten wurde auf den 1. Juli desselben Jahres festgesetzt. Wichtige Punkte dieser Reform waren ein entfernungsunabhängiger Brieftarif im Inland nach Gewicht, die Einführung von Briefmarken und die Aufstellung von Briefkästen.
In knapp vier Monaten hätte das Projekt natürlich nicht realisiert werden können. Die Postverwaltung hatte aber bereits während der laufenden Parlamentsdebatten Kontakt mit dem Graveur und Buchdrucker Graf Pehr Ambjörn Sparre aufgenommen, da die Briefmarkeneinführung im Grundsatz schon absehbar war. Sparre bot sich für diese Aufgabe an; er hatte schon 1851, im Alter von gerade einmal 23 Jahren, den Auftrag zum Druck der schwedischen Banknoten erhalten. Die – heute noch erhaltene – Offerte von Sparre an die Postverwaltung datiert vom 12. Dezember 1854, also drei Monate vor dem definitiven Entscheid der Regierung.
Der definitive Vertrag zwischen Sparre und der Postverwaltung wurde am 12. April 1855 unterzeichnet. Darin wurden alle Details festgelegt: Das Papier stellte die Tumba Papiermühle, die sich im Besitz der Regierung befand. Das Papier wurde mit einem Wasserzeichen im Bogenrand geliefert; die Marken selbst haben kein Wasserzeichen.
Sparre übernahm gemäss diesem Vertrag auch die Gummierung und Zähnung der Marken. Ebenfalls wurde vertraglich bereits festgelegt, dass Sparre nach der – zu diesem Zeitpunkt schon absehbaren – Währungsumstellung die Marken in neuer Zeichnung mit der neuen Wertangabe zu liefern hatte. Dass man von Anfang an gezähnte Marken ausgab, war mutig; die Zähnung war eine relativ neue Technik. Sparre selbst hatte sie in seinem Schreiben im Dezember 1854 vorgeschlagen.
Am 1. Juli 1855 erschienen die ersten schwedischen Briefmarken. Es gab fünf Wertstufen: 3, 4, 6, 8 und 24 Skilling banco. Nach der Postreform basierte der Inlandstarif auf Vielfachen von 4 Skilling, die Wertstufen 3, 6 und 24 wurden als Ergänzungswerte für verschiedene Portostufen im Auslandsverkehr gebraucht. Die Mehrzahl des Publikums kam mit diesen Marke nie in Berührung, insbesondere der Bedarf an Tre Skilling war erheblich überschätzt worden. (Die Tre Skilling auf Brief, die man für Portostufen wie 27 Skilling banco in die Schweiz oder 101 nach Spanien brauchte, ist heute die teuerste Variante aller Skilling-banco-Ausgaben.)
Nach der Umstellung auf Krone/Öre (Ausgabe 1858) wurden die Restbestände der Skilling banco verbrannt. Die Marken blieben allerdings, im Wert umgerechnet auf die entsprechenden Öre-Beträge, bis zum 30. 12. 1910 gültig. Abgesehen von dem in jedem Zustand teuren 3-Skilling-Wert liegen die Preise ungebrauchter Stücke heute etwa beim Vier- bis Zehnfachen gebrauchter Marken.
Am Postschalter dauerte die Ära der Skilling banco genau drei Jahre; ab 1. Juli 1858 kam die Wappenausgabe, im Motiv unverändert, mit der neuen Währungsbezeichnung Öre in den Verkauf.
Literatur:
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Erste Veröffentlichung am 5. Januar 2014, letzte Bearbeitung am 5. Januar 2014.
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