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Dänemark – Einleitung: Übersicht über die skandinavischen Stadtpost-Ausgaben („Bypost“) von Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden

      Wenn Sie auf einer Marke das Wort BYPOST lesen, sind Sie wahrscheinlich auch als erfahrener Sammler im ersten Augenblick irritiert, oder? Was bedeutet das? „By Post“? Wohl eher nicht, denn natürlich wird eine frankierte Sendung mit einer Post, sei sie öffentlich oder privat, befördert. Ausserdem sieht die Inschrift so gar nicht englisch aus, sondern skandinavisch.
      Schauen wir doch einmal in ein philatelistisches Lexikon:

      Schon vor 100 Jahren, im 1906 erschienenen Lehrbuch der Briefmarkenkunde, gab es einen kurzen Überblick über die skandinavischen Lokalausgaben:

Privatmarken Dänemark aus dem Buch von Haas (1906)

      „Ähnliche Privatposten wie Deutschland hat Dänemark; sie führen den Namen Bypost und dürften in etwa 15 Orten eingerichtet sein. Die älteste ist wohl die von Holte, welche schon am 2. März 1870 gegründet wurde, den Namen ‚Land-Post‘ führte, aber bereits am 25. Mai 1873 wieder einging (s. Abb. 303). Sehr ausgedehnt und in großem Stil angelegt ist die Bypost von Kopenhagen (s. Abb. 304), außerdem sind zu erwähnen die von Kolding (s. Abb. 305), von Horsens, Odense usw.“

Privatmarken Schweden aus dem Buch von Haas (1906) Privatmarken Schweden aus dem Buch von Haas (1906)

      „In Schweden gibt es nur einige wenige Privatposten, welche teils den Namen Stadspost, teils Lokalpost führen. Die in Stockholm (s. Abb. 306) ist die älteste, sie wurde am 6. Dezember 1887 eröffnet. Bald folgten auch Gothenburg (s. Abb. 307) und Malmö (s. Abb. 312), womit die Zahl der schwedischen Privatpostanstalten so ziemlich erschöpft sein dürfte.“

Privatmarken Norwegen aus dem Buch von Haas (1906) Privatmarken Norwegen aus dem Buch von Haas (1906) Privatmarken Norwegen aus dem Buch von Haas (1906)
Privatmarken Norwegen aus dem Buch von Haas (1906)

      „Ungefähr ebensoviele Privatposten wie Dänemark hat Norwegen; sie werden durchweg By-Post oder, in einem Wort geschrieben, Bypost genannt. Die ältesten aus den Jahren 1865–68 stammend, sind die von Bergen (s. Abb. 309), Drammen (s. Abb. 310) und Drontheim (s. Abb. 315); später, d.h. seit Ende der siebziger Jahre, kamen noch weitere dazu, wie Aalesund (s. Abb. 308), Levanger (s. Abb. 314), Hammerfest (s. Abb. 316) und andere. Eine gewisse Anzahl norwegischer By-Post-Marken hat wenig Sammelwert, da das Haupteinkommen gar manches By-Post-Besitzers aus dem Erlös des Briefmarkenverkaufs an Sammler besteht. Zuweilen werden By-Post-Marken nur zu diesem Zweck angefertigt, wie z. B. die für Spitzbergen, wo selbstverständlich keinerlei Post existiert, da auf jener öden Insel im nördlichen Eismeer keine Menschen wohnen und nur im Hochsommer etliche Dutzend Vergnügungsreisende sich einige Stunden, höchstens einen ganzen Tag dort aufhalten.“

Privatmarken Finnland aus dem Buch von Haas (1906) Privatmarken Finnland aus dem Buch von Haas (1906)

      „Sehr reell dagegen sind die Stadtpostmarken von Finnland, sowohl diejenigen von Helsingfors (s. Abb. 313), welche schon 1860 in Kurs kamen, wie auch die von Tammerfors (s. Abb. 311), deren Ausgabemonat der Juli 1866 gewesen ist.“

      Mein Interesse an diesen Stadtpost-Marken entstand als logische Fortsetzung des Sammelgebietes Deutsche Privatpost: Immer wieder stiess ich beim Suchen nach Stadtpost bei philatelistischen Buchhändlern und Antiquaren auf Literatur über diese Ausgaben, und irgendwann konnte ich dem Reiz eines dieser Bücher (es war so sexy) nicht mehr widerstehen. (Der betreffende Band wird auf der Seite über Bypost-Literatur im Detail vorgestellt.) Es folgte der Erwerb von zwei kleinen Sammlungen der dänischen Bypost, Randers und Viborg, und schon hatte es mich gepackt.

      Da ich mich ausschliesslich auf die dänische Bypost konzentriere, über die Sie auf weiteren Seiten noch mehr Informationen finden, stelle ich Ihnen die Stadtpost-/Lokalpost-Ausgaben der übrigen drei Länder hier nur sehr kurz vor.


Terminologie

      Während ich bei den Ausgaben der deutschen Privatpost aus guten Gründen darauf achte, diese Ausgaben nicht als „Stadtpost“ oder „Lokalausgaben“ zu bezeichnen (mehr dazu auf der Seite zur Privatpost-Terminologie), sieht das bei den skandinavischen Ausgaben anders aus:
      Wenn schon „Stadtpost“ auf der Marke steht, darf man sie auch so nennen. Der Begriff „Lokalausgaben“ begegnet uns in Norwegen (s. u.). Das Kopenhagener Auktionshaus Høiland führte die dänischen Bypost-Ausgaben unter „City Locals“ – da hatten wir gleich beide Begriffe, Stadt- und Lokalpost, kombiniert! (Høiland wurde Anfang 2011 von → Bruun-Rasmussen übernommen und existiert als selbstständige Firma nicht mehr.)

      Ich verwende mehrheitlich die eingedeutschte Schreibweise skandinavischer Wörter und Ortsnamen, also z. B. Trondheim statt Throndhjem, Kopenhagen statt København oder Öre statt Øre; bei der namentlichen Nennung von Postanstalten benutze ich natürlich die „Original“-Namen in der Landessprache.
      Hinweis für Web-Autoren: Falls Ihr HTML-Editor die Tastatureingaben nicht automatisch in den richtigen Code für skandinavische Sonderzeichen umsetzt, hier einige wichtige Codes:
      æ = æ   –   ø = ø   –   å = å


Literatur

      Deutschsprachige Kataloge zu diesem Gebiet – ausser dem 1902 erstmals erschienenen Katalog von Rommel – sind mir nicht bekannt. Die skandinavischen Länder sind bei Michel im Europa-Band 3 (Nord- und Nordwesteuropa) erfasst, der aber die Stadtpost-Ausgaben nicht enthält. Im Jahr 2003 gab es anlässlich der Internationalen Briefmarkenausstellung Mare Balticum in Kiel eine spezielle Katalogversion Skandinavien/Baltikum, die in dieser Form seither nicht wieder neu aufgelegt wurde. Auch in diesem Spezialkatalog wurden die Stadtpostmarken aber nicht berücksichtigt, bei Norwegen und Schweden wird lediglich ihre Existenz erwähnt.
      Auch im Facit, dem international verbreiteten Skandinavien-Spezialkatalog, findet man in der aktuellen Ausgabe nur Thule; gerade dieses Gebiet gehört aber nicht zu den hier diskutierten Ausgaben.

Rommel 1909

      Eine Übersicht über alle skandinavischen Stadtpostausgaben bietet das erwähnte, allerdings rund 100 Jahre alte und damit längst nicht mehr aktuelle Buch von Rommel (Abb. links).
      Zu den Stadtpost-Marken von Dänemark und Norwegen gibt es umfangreiche Spezialliteratur, bei Finnland und Schweden ist das Angebot deutlich kleiner. Eine Literaturliste finden Sie z. B. bei der Forschungsgemeinschaft → Nordische Staaten.

      Klassische Philatelie ist und bleibt nichtkommerziell, aber manchmal muss ich einen Händler namentlich empfehlen: Wenn Sie Literatur über Skandinavien-Philatelie suchen, sollten Sie die Website von → Jay Smith & Associates besuchen und sich den Literatur-Katalog, online oder als PDF zum Herunterladen, ganz in Ruhe ansehen.


Finnland

Übersicht

Finnland; Helsingfors

      Sie finden zwar in David Wyatts → Stamp Issuing Entities List (Liste der Briefmarken herausgebenden Einrichtungen) viele Einträge bei Finnland, aber dies sind Schifffahrtsgesellschaften oder Eisenbahn-Paketdienste. „Echte“ Privatposten waren die schon bei Haas (s. o.) erwähnten Einrichtungen in Helsingfors (1866–1891; nicht 1860, wie Haas schreibt) und Tammerfors (1866–1881).

 

Abb. links: Stadtpost Helsingfors, 5 Penni 1892
(geplante Portosenkung, nicht mehr zur Ausgabe gekommen)

WWW

      Auf dem Web gibt es zu diesem Thema nicht viel Material. Quantität ist aber, wie meist, nicht entscheidend, denn unter dem wenigen, was ich gefunden habe, gibt es ein echtes Juwel für Sammler dieser Ausgaben:
      Den vielleicht ersten Spezialkatalog zu diesem Thema, der 1923 in deutscher Sprache erschien, hat ein finnischer Philatelie-Verein (wenn ich den Text richtig verstanden habe …) komplett eingescannt und stellt ihn auf seiner Website den Sammlern zur Verfügung; Sie beginnen mit den → ersten 11 Seiten und finden dann jeweils am Fuss einer Seite den Link auf die nächsten Seiten.

Nielsen: Danske Frimærker Farveplancher

Helsingfors Frimärkssamlare Förening (Hrsgb.):
Finnland III: Helsingfors Stadtpost, Tammerfors Lokalpost
Osakeyhtiö Weilin & Göös Aktiebolag, Helsingfors 1923
 
      Mit etwas Glück findet man dieses 80 Jahre alte Büchlein auch noch im Original. Für das links gezeigte, im Einband leicht beschädigte Exemplar habe ich bei einer eBay-Auktion gerade einmal € 1,99 bezahlt!


Norwegen

Übersicht

      Ein wichtiger Hinweis für alle Sammler dieses Gebietes vorab: Der Katalog von Pihl, der bereits 1963 erschien und lange die Standard-Referenz (Nummerierung!) darstellte, ist nach über 40 Jahren von einem neuen Werk abgelöst worden: 2005 kam der lange erwartete Katalog over Norges Byposter von Schoyen und Aune, der teilweise neue Nummern einführte (die Pihl-Nummern sind jeweils mit angegeben). Achten Sie darauf, wenn Sie irgendwo nach Liste bestellen!

      Die Geschichte der norwegischen Bypost beginnt im Jahr 1865 mit den beiden ersten entsprechenden Einrichtungen in Bergen und Trondheim. Letztere war auch die langlebigste derartige Institution in Norwegen; sie existierte bis 1913.

      Während in den meisten Orten nur ein Bypost-Unternehmen existierte, finden Sie – wie bei den deutschen Privatpost-Ausgaben, wo der Michel Grossbuchstaben für verschiedene Postbetreiber an einem Ort benutzt – in Drammen häufig die Bezeichnungen Drammen I–IV (oder A–D); hier gab es zwischen 1869 und 1888 vier Lokalpost-Betreiber. In Bergen gab es drei, in Christianssund (auch „Kristianssund“, nicht zu verwechseln mit „Christianssand“) zwei verschiedene Bypost-Anstalten.

      Ein Sonderfall ist das Gebiet, dessen Marken Sie an der Bezeichnung „N.M.S.“ erkennen: Diese Ausgaben stammen von Den Norske Missions Selskab, der norwegischen Missionsgesellschaft auf Madagaskar. Puristen bezeichnen diese Ausgaben, die ja nicht zu einer norwegischen Stadtpost gehören, deshalb zur Unterscheidung von den „Bypost“-(Stadtpost-)Marken als Lokalausgaben. In die gleiche Rubrik gehören auch die Ausgaben von Spitzbergen.
 

WWW

      Die norwegische Bypost ist im World Wide Web gut dokumentiert:


Schweden

Schweden; Göteborg
Göteborgs Stadspost (1. 3. 1888 – 23. 3. 1889)
Einzige Ausgabe dieses Instituts vom 1. 3. 1888

Übersicht

WWW

      Ich habe keine Website eines Sammlers oder einer Organisation gefunden, die sich speziell mit diesen Ausgaben beschäftigt.


Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 28. Mai 2006, letzte Bearbeitung am 6. Dezember 2015.


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