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Altdeutschland – Thurn und Taxis
350 Jahre Postgeschichte, 14 Jahre Briefmarken

      Wer sich mit europäischer Postgeschichte des 14. bis 19. Jahrhunderts beschäftigt, trifft früher oder später auf die Familie Thurn und Taxis. Es gibt eine Menge Literatur dazu, und Kaiserliche Postmeister, Posthausschilder und Wappen aus der Familie gibt es als Motive auf vielen Briefmarken. Ich habe die Familie T&T bisher nur bei der Corsini-Korrespondenz als kontinentaleuropäischen Partner für die damaligen Leitwege erwähnt.

      Mit der Ausgabe von Briefmarken liess man sich bei der T&T-Postverwaltung relativ viel Zeit; erst am 1. 1. 1852 erschienen die ersten Briefmarken. Alle Ausgaben dieses Postgebiets gab es in zwei Währungssystemen: Marken mit Wertangabe in Silbergroschen (Thaler-Währung) für die nördlichen und in Kreuzern (Gulden-Währung) für die südlichen Gebiete des Postgebiets.

      Der fürstlich Thurn- und Taxis’sche Postbezirk war wegen der verschiedenen Währung in zwei Bezirke geteilt: A) einem nach dem 14 Thalerfuss rechnenden nördlichen Bezirk, welcher die Gebiete des Kurfürstentums Hessen-Cassel, des Grossherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, des Herzogtums Sachsen-Gotha, die Fürstentümer Lippe-Detmold und Schaumburg-Lippe, die beiden Reussischen Fürstentümer, die Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, die Postanstalten in den Freien und Hansestädten Hamburg, Lübeck (welche beide nach Mark und Schillinge) und Bremen (welches nach Thaler und Grote rechnete) und das herzoglich Sachsen-Meining’sche Amt Camburg (Enklave) umfasste; B) einem nach dem 24½ Guldenfuss rechnenden südlichen Bezirk, zu welchem das Grossherzogtum Hessen-Darmstadt, das Herzogtum Nassau, die Herzogtümer Sachsen-Coburg und Sachsen-Meiningen (mit Auusnahme der oben angeführten Enklave Camburg), die Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, die Hohenzollerschen Lande und die Freie Stadt Frankfurt a. M. gehörte.
      Demnach umfasste der Thurn- und Taxis’sche Postbezirk 36 284 qkm mit 3 857 794 Einwohnern (1867). Die Generalpostdirektion befand sich in Frankfurt a. M. (84 000 Einw.), ihr unterstanden 4 Oberpostämter in Frankfurt a. M., Cassel, Hamburg und Bremen.
      Geldwährung: 1 Thaler (= 3 Mark) à 30 Silbergroschen à 12 Pfennig; 1 Gulden (= 1,71 Mark) à 60 Kreuzer à 4 Pfennig.

Einführung in das Gebiet Thurn und Taxis bei Krötzsch (1896)

      Massgeblich für die verwendete Währung war die Lage des Postamtes, in dem eine Sendung aufgegeben wurde; Grobe weist darauf hin, dass für Post von Bockenheim nach Frankfurt Groschenwährung, von Frankfurt nach Bockenheim aber Kreuzerwährung galt. Die Postgebühren waren komplex und auch innerhalb desselben Währungsgebiets nicht einheitlich; das Porto für „rekommandierte“ (eingeschriebene) Briefe etwa variierte im nördlichen Gebiet in einem weiten Rahmen zwischen ¼ Sgr. in Weimar und Reuss bis 2 Sgr. in Schwarzburg-Sondershausen.

      Obwohl der Stammsitz der Familie → in Regensburg liegt, hatte man die Postverwaltung nach dem Ende der Kaiserlichen Reichspost (1806) und der Abtretung des Fürstentums Regensburg an das Königreich Bayern (Pariser Vertrag 1810) noch im Jahr 1810 nach Frankfurt/Main verlagert. Mit der Besetzung Frankfurts durch Preussen im preussisch-österreichischen Krieg 1866 ging das Thurn-und-Taxis’sche Postwesen für 3 Millionen Thaler an Preussen über. Am 1. Juli 1867 wurde an den Postämtern das Thurn-und-Taxis’sche Wappen gegen das preussische ausgetauscht; dies bedeutete das definitive Ende einer rund 350-jährigen Geschichte.

      In den wenigen Jahren zwischen 1852 und der letzten Ausgabe 1866 gab es nach Michel gut 50 Hauptnummern der Briefmarkenausgaben, die alle nur eines von zwei möglichen Motiven zeigen: „Ziffern im Quadrat oder Kreis“, wie es im Michel heisst. Den quadratischen Rahmen findet man bei den Ausgaben in Thalerwährung, den Kreis bei der Guldenwährung.
      Interessant ist der Übergang von geschnittenen zu durchstochenen Marken; der farbige Durchstich der letzten Ausgabe ist im Gebiet Altdeutschland einmalig.

      Ausser den Marken werden bei T&T auch Briefe und Stempel gerne gesammelt; das grosse Postgebiet schafft viele Möglichkeiten für Heimatsammlungen. Sie können → Nummernstempel oder Ortsstempel sammeln, dann gibt es noch Mischfrankaturen verschiedener Ausgaben, Ganzsachen und Neudrucke (dazu mehr auf einer eigenen Seite) – Langeweile kommt nicht auf!

 
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Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 28. September 2023, letzte Bearbeitung am 28. September 2023.


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