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Deutsches Reich – Die Vorgänger der Brustschilde (4. Mai – 31. Dezember 1871)

„Durch Abschnitt VIII Artikel 45 der deutschen Reichsverfassung erhält das Reich die unmittelbare Posthoheit innerhalb des gesamten deutschen Reichsgebiets mit Ausnahme von Bayern und Württemberg (Art. 52). Da die Verfassung des Deutschen Reichs am 4. Mai 1871 in Kraft trat, so besteht also auch die Deutsche Reichspost von diesem Tage an, und die Marken des Norddeutschen Postbezirks sind vom 4. Mai 1871 ab als Reichspostmarken zu betrachten.“
Kapitel „Deutsches Reich“
Kohl Briefmarken-Handbuch 1926
 

Titel einer Sammlung der frühen Reichspost
Los Nr. 10572, 376. Auktion → Heinrich Köhler, 19.–24. 4. 2021
 

      Sammlungen des Gebiets Deutsches Reich beginnen üblicherweise mit den Brustschildausgaben. Der oben zitierte Text weist aber zu Recht darauf hin, dass bei dieser Betrachtung die ersten acht Monate in der Geschichte der Deutschen Reichspost komplett ausgeblendet werden.

      Die neuen Marken des Kaiserreichs, die „Brustschilde“, wurden erst ab Dezember 1871 an die Postämter ausgeliefert und ab 1. Januar 1872 verwendet. Bis dahin benutzte man in Bayern und Württemberg weiterhin die eigenen Marken, auch die badische Postverwaltung ging erst am 31. 12. 1871 an die Reichspost über. Im übrigen Reichsgebiet verwendete man die Marken des Norddeutschen Postbezirks (NDP) einschliesslich der Ausgaben für Elsass-Lothringen.

      Im Michel-Katalog wird ausdrücklich darauf hingewiesen: „Mit Stempeldaten ab 4. 5. 1871 sind sie [die Wertzeichen des Norddeutschen Postbezirks] als Marken der Deutschen Reichspost anzusehen.“ (Hervorhebung von mir.)
      Es sind also keineswegs „Reichspost-Vorläufer“, sondern die ersten amtlichen Ausgaben der Reichspost. (Müller weist in seinem Buch ausdrücklich auf diesen Umstand hin.)
      Sehr gesucht bei Sammlern sind Briefe mit einer NDP-Frankatur mit Poststempel vom 4. Mai 1871, gewissermassen dem „Ersttagsstempel“ der Reichspost. Solche Belege sind selten, weshalb ich Ihnen aus meiner eigenen Sammlung bisher nur Stempel aus dem späteren Jahr 1871 zeigen kann. In jedem Fall handelt es sich aber definitionsgemäss um frühe Reichspost-Ausgaben.


Norddeutscher Postbezirk, Dienstmarke für den nördlichen Bezirk, ½ Groschen, MiNr. 3
Stempel Lilienthal (Feuser Nr. 607) vom 14. 11. 1871. Nach Müller wurden Briefe innerhalb desselben Landbestellbezirks (hier Lilienthal/Worpswede) meist durch Boten und nicht durch die Post befördert.

Norddeutscher Postbezirk, Freimarke für den südlichen Bezirk, 3 Kreuzer, MiNr. 9
Stempel Meiningen (Feuser Nr. 655) vom 2. 10. 1871 (rückseitig Ankunftsstempel Arnstadt vom Folgetag).

Letzttagsstempel

      Die Ära der Ausgaben des Norddeutschen Postbezirks als Reichspost-Marken endete am 31. Dezember 1871. Ab 1. Januar 1872 wurden die Brustschildausgaben verwendet.
      Die Abbildung zeigt eine 1-Groschen-Marke des NDP (MiNr. 16) mit Letzttagsstempel aus Ostrowo vom 31. 12. 71.


Literatur zur frühen Reichspost

Peter Müller:
Die Deutsche Reichspost 1871
Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Postbezirk e. V., Schriftenreihe 57, Lohmar 2013
 
      Zu dieser speziellen Epoche der Deutschen Reichspost ist dieser Band das Standardwerk, weshalb ich ihn hier und nicht auf den übrigen Literaturseiten aufführe. Er stellt eine – mit umfangreichen textlichen Ergänzungen zum Handbuch erweiterte – Übersicht der Sammlung von Peter Müller dar und ist jedem Sammler von Marken und Belegen dieser Zeit zu empfehlen.


Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 27. April 2021, letzte Bearbeitung am 3. Juli 2021.


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