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Japan – Die Drachenausgabe in Mon

      Die am 1. März 1871 (nach japanischem Kalender) erschienenen ersten japanischen Briefmarken sind für Sammler anderer klassischer Gebiete in mancher Hinsicht ungewöhnlich: Zu diesem Zeitpunkt hatten sämtliche Länder, die mit geschnittenen Ausgaben begonnen hatten, schon lange auf gezähnte Marken umgestellt – die Drachen sind geschnitten. Briefmarken zeigten üblicherweise ihren Nennwert in Form einer Zahl – die Drachen haben den Wert als Text ausgeschrieben. Das waren keine „asiatischen Eigenarten“, sondern das war Japan-spezifisch: Die ersten Ausgaben von China (1878) und Korea (1884) waren gezähnt und hatten Zahlen im Markenbild.

      Schauen wir uns diese Marken einmal im Detail an. Es gibt drei Randlinien bzw. -ornamente; bei Ichida finden wir eigene Bezeichnungen dafür:

Bezeichnungen der Umrandung des Bildfeldes nach Ichida von aussen nach innen:
Gelb: Outer frame lines  •  Blau: raimon  •  Grün: shippo

      Diese Umrandungen sowie die Drachen im Bildfeld sind in der jeweiligen Markenfarbe gedruckt. Das Textfeld mit der Wertangabe in der Mitte ist bei allen Werten schwarz und wurde von einer separaten Platte gedruckt. Damit ist es Zeit, sich mit den japanischen Schriftzeichen zu befassen. Die Zeichen laufen hier senkrecht von oben nach unten; im Michel-Katalog finden wir die Angabe
      Senkrechte schwarze Wertangabe: „Wert“ (銭), Zahlzeichen, „Mon“ (文)
      Gibt man die Zeichen, die der Michel als Wert und Mon bezeichnet, in das von mir für diese Seiten benutzte Übersetzungsprogramm → DeepL ein, erhält man für 銭 die Übersetzung „ein Tausendstel eines Kan (als Währungseinheit)“ und für 文 im Deutschen „(in der traditionellen östlichen Musik) Schritt (entspricht einem westlichen Halbton)“. Die Währungseinheit Kan fand ich im Wikipedia-Artikel „→ Japanische Währungsgeschichte“; ein Kan entsprach (400–)1000 Mon. Statt „Wert“ wäre also „Tausendstel Kan“ eine korrektere Angabe. Zum Begriff Mon habe ich keine weiteren Informationen gefunden; der Bezug zur Musiktheorie erschliesst sich mir nicht. (Kann jemand, der Japanisch spricht, hier weitere Informationen liefern?)

      Die Schriftfelder der vier Wertstufen dieser Ausgabe (48, 100, 200 und 500 Mon), die sich problemlos anhand ihrer verschiedenen Farben unterscheiden lassen, tragen diese Inschriften (senkrecht von oben nach unten):

48 Mon braun 100 Mon blau 200 Mon zinnober 500 Mon grün

Wert in Tausendstel Kan



 
achtundvierzig

 
hundert


 
zweihundert


 
fünfhundert

Mon

 
Papier und Farbe

      Die nicht gummiert verausgabten Marken wurden alle von je zwei verschiedenen Bildplatten (dragon plates nach Ichida) gedruckt; die Platte für das Textfeld (value plate) blieb dabei gleich. Ausserdem gibt es die Drucke von beiden Platten auf jeweils zwei verschiedenen Papieren – wenn Sie nach Michel sammeln, haben Sie damit vier markant unterschiedliche Varianten für jede Wertstufe, sogar sechs bei der 500 Mon wegen einer Farbänderung. Wenn Sie das Ichida-Handbuch zugrundelegen, wird das allerdings etwas unübersichtlicher; hier die vorkommenden Varianten der 500 Mon nach Ichida:

19 Varianten von Papier und Farbe unterscheidet Ichida bei der 500-Mon-Marke.
(Bei der 48-Mon-Marke sind es 18, bei den 100- und 200-Mon-Werten jeweils neun.)

 
Platten und Plattierung

      Die Erkennungszeichen der Platten 1 und 2 bei den vier Wertstufen sind in allen Katalogen dokumentiert. Die Zuordnung ist meist klar, nur das Erkennen des Punktes bei der 200-Mon-Marke kann manchmal Schwierigkeiten machen.
      Die Druckbogen bestanden aus 40 Marken, angeordnet in 5 Reihen zu je acht Marken. Fast alle Werte der insgesamt 8 Platten weisen charakteristische Kennzeichen auf, die eine Bestimmung der Plattenposition erlauben. (Die Monographie von Ichida ist dafür unerlässlich.) Hier ein Beispiel:

48 Mon, Platte 2, Position 15
Die in der Schemazeichnung (aus Ichida) gezeigten Kennzeichen sind in der Markenabbildung markiert.

 
Daten zu dieser Ausgabe

      Bei Ichida finden wir zu jedem Wert noch einige Daten, die über die im (Michel-)Katalog genannten hinausgehen. Hier eine kurze Übersicht:

  48 Mon 100 Mon 200 Mon 500 Mon
1. März 1871
ca. 400 000 ca. 700 000 500 000 – 600 000 ca. 220 000
2 dragon plates und 1 value plate
Februar 1872
30. November 1889
24. März 1871 3. März 1871 13. März 1871 13. März 1871

      Meine Sammlung ist noch im Aufbau; ich werde mich wahrscheinlich auf die verschiedenen Platten (und das Gebiet der Mon-Drachen damit auf acht Marken) beschränken. Die Papier-Varianten kommen, wenn überhaupt, mit niedriger Priorität.

 
„The Most Valuable Stamp of Asia“

      Es gibt bei den Drachenausgaben eine Rarität, ein Unikat, von dessen Existenz ich durch eine Mitteilung des Auktionshauses David Feldman erfahren habe: Eine 500-Mon-Marke mit invertiertem Mittelstück (also verkehrt eingesetzter value plate). Diese Marke kam in der Auktion im Juni 2023 bei Feldman zum Verkauf. 1973 wurde sie für USD 75 000.– verkauft – jetzt, fünfzig Jahre später, fiel der Hammer bei EUR 4 400 000.–. Alles über diese Marke finden Sie auf der Website von David Feldman in dem Artikel → Asia’s Most Valuable Stamp.


Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 3. Januar 2024, letzte Bearbeitung am 3. Januar 2024.


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