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Literatur-Sammelgebiete – Das seltenste philatelistische Buch der Welt (?)

      Die Geschichte der philatelistischen Literatur ist reich an Werken, die vom Erscheinen an oder heute, oft 120 und mehr Jahre später, als selten bis sehr selten einzustufen sind. Dazu gehören die ersten Kataloge; versuchen Sie einmal, Alfred Potiquets „Catalogue des timbres-poste créés dans les divers Etats du globe“ zu finden. Den 2017 erschienenen Nachdruck der 2. Auflage von 1862 bekommen Sie für weniger als 10 Euro, aber ein Original der 1. Auflage von 1861 ist so gut wie nicht mehr zu beschaffen. Mehrfach finden Sie auf dieser Website Hinweise auf Bücher, die schon bei Erscheinen mit Auflagen von 100 oder weniger Exemplaren relativ selten waren (1).

      Die heute dafür zu bezahlenden Preise liegen entsprechend der Seltenheit deutlich über dem, was Sie für aktuelle Auflagen selbst gut ausgestatteter Spezialkataloge anlegen müssen. Ich habe auch schon einen vierstelligen Franken-Betrag für ein Buch bezahlt – gerne, weil ich es lange gesucht habe. Vierstellig ist eine Sache, aber fünfstellig? Einen solchen Titel hatte ich noch nie gesehen, bis mir das Werk begegnete, um das es auf dieser Seite geht.

      Eigentlich ist der fragliche Band für eine Monographie der klassischen Epoche mit einer Auflage von 300 Exemplaren gar nicht einmal so selten, zumal das Gebiet „klassisches Japan“ auch nicht so populär ist wie etwa Grossbritannien/Commonwealth, Schweiz oder Antichi Stati. Aber der Reihe nach:
      Ich hatte wieder einmal ein bisschen in dem herrlichen Band „The Cherry Blossom Issues of Japan 1872–1876“ geblättert und dabei überlegt, ob diese Ausgaben vielleicht eine interessante Ergänzung der eigenen Sammlung darstellen könnten. Eine Web-Suche brachte mich dann auf dieses Stück Literatur:

The Postage Stamp History of the Japanese Empire
The Official 1896 Presentation Album of Japanese Stamps and Postal Stationery
 
Matthew Bennett International, LLC
356. Auktion, Los Nr. 552 (→ Grosses Bild)
Boston, 25. September 2018
 
Die Losbeschreibung warf gleich noch einige Fragen zu diesem Titel auf, etwa, was es mit dem erwähnten „Reprint“ aus dem gleichen Jahr (!) auf sich hat. Die beiden unten auf dieser Seite zitierten Literaturquellen besitze ich übrigens – abweichend von meiner üblichen Gepflogenheit, nur Titel aus meiner eigenen Bibliothek zu zitieren – nicht; die Angaben stammen aus dieser Losbeschreibung.
 
Weitere Abbildungen zu diesem Titel gab es nicht, aber 10 000 US-Dollar hätte ich für ein solches Presentation Album wohl eher nicht bezahlt.

      Immerhin war ich jetzt neugierig geworden und begann, im Netz gezielt nach diesem Titel zu suchen. Ich liebe Auktionshäuser, die alte Kataloge mit kompletten Abbildungen archivieren und auf ihrer Website zur Verfügung stellen, denn alle Informationen, die mir noch fehlten, fand ich im Katalog zu einer Auktion der Firma Corinphila aus dem Jahr 2013. Hier wurden sowohl ein Original wie auch ein Neudruck dieses Werkes angeboten und zu Preisen von 21 000.– bzw. 3400,– Franken zugeschlagen:

Abbildungen: Corinphila Auktionen AG, → 182.–185. Auktion, 18. 9. bis 21. 9. 2013
Die Abbildung links zeigt exemplarisch eine Seite aus diesem Werk (grosses Bild).


 
      Ist dies jetzt wirklich das seltenste philatelistische Buch der Welt? Sicher nicht (2), aber selten ist es ganz sicher. Bei Amrhein ist der als „rare“ bezeichnete Band als einziges Werk zur frühen Japan-Philatelie sogar abgebildet. Ich werde sicher von jetzt an bei Auktionen und philatelistischen Antiquaren darauf achten, ob es irgendwann einmal irgendwo auftaucht.
 
      Nachtrag 3. Juli 2021: Bei der 18. Auktion der Firma → Stampedia heute blieb ein Original (soweit nach den Abbildungen beurteilbar, ohne die äussere Box) bei einem Ausrufpreis von ¥ 1 000 000,– (aktuell ca. € 7900,–) unverkauft.
 
      Nachtrag 3. Dezember 2022: Im November 2022 kamen bei Corinphila erneut beide Ausgaben in einer Auktion zum Verkauf. Das Original wurde zum Ausrufpreis von CHF 10 000,– zugeschlagen, die Wada-Kopie erzielte bei einem Startpreis von CHF 1000,– einen Zuschlag von CHF 5500,–!


Fussnoten:

  1. Beispiele dafür sind Dadkhahs Emissions du type „Lion“ de l’Iran 1865–1879 / Lion Stamps of Persia (Iran) 1865–1879, Peplows The Postage Stamps of Buenos Aires oder, ganz aktuell, Buffagnis Studio dei saggi, delle prove e dei francobolli del Ducato Estense.
  2. Mein Favorit als mindestens der seltenste Titel der Asien-Philatelie, aber wohl auch einer der seltensten weltweit ist F. J. Peplows Plates of the Stamps of Japan 1871–6, das 1910 als Privatdruck in einer Auflage von nur 25 Exemplaren erschien. 2016 wurde bei David Feldman ein Exemplar für € 6000,– verkauft.

Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 27. Juni 2021, letzte Bearbeitung am 3. Dezember 2022.


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