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Altdeutschland – Thurn und Taxis
Die Neudrucke

      Zur Einordnung dieser Ausgaben zunächst eine Definition aus den → Philatelistischen Begriffsbestimmungen auf der Website des deutschen Bundes Philatelistischer Prüfer e. V.:
      „Neudrucke sind nur solche Drucke vom unveränderten Originaldruckmedium (Druckstein, Druckplatte, Klischee usw.), die im gleichen Druckverfahren wie die Originale nach endgültiger Einstellung des Drucks dieser Postwertzeichen und in der Regel nach Ablauf der Gültigkeit hergestellt worden sind. Neudrucke können auch in anderen Farben als die Originale hergestellt werden.
      Private Neudrucke sind Drucke, die von privater Seite unter Verwendung originaler Druckplatten hergestellt wurden. Sie werden als solche gekennzeichnet.“

      Alle Neudrucke der Thurn-und-Taxis-Marken sind nach dieser Definition als privat einzustufen; als sie ausgegeben wurden, existierte die T&T-Post schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr.

Neudrucke von 1909

      Die Ankündigung dieser Neudrucke wurde in der philatelistischen Welt nicht unbedingt positiv aufgenommen. Einem Artikel im London Philatelist, der Zeitschrift der Royal Philatelic Society London, entnehmen wir, dass die International Postage Stamp Dealers’ Union eine Anfrage zu Sinn und Zweck dieser Neudrucke an Prinz Albert von Thurn & Taxis richtete. Diese Anfrage wurde von einem Geheimrat Freiherr von Aretin beantwortet; darin heisst es (mir liegt nur die englische Übersetzung aus dem genannten Artikel vor):
      „In the archives of the House of Thurn and Taxis no full sheets of the postage stamps issued under its authority have been preserved, and the lack of such was particularly felt at an exhibition which the princely house arranged in Milan in 1906. In order to avoid a repetition of this embarrassment in the future, the present prince ordered official reprints to be made from the well preserved original plates, and at a district exhibition, to be held at Oberpfalz early this year, full sheets of these reprints of the fifty-four Thurn and Taxis varieties, together with the remainders of the later issues, will be placed on exhibition in the court house.“

      Die erwähnte Veranstaltung „at Oberpfalz“ war die → Oberpfälzische Kreisausstellung 1910; die Anregung, dafür Neudrucke herzustellen, ging vom Regensburger Briefmarkensammler-Verein Ratisbona aus.

      Bei der Royal Philatelic Society London war man offenbar sehr interessiert an diesen Neudrucken; in den beiden auf die oben zitierte Ausgabe des London Philatelist folgenden Ausgaben gab es jeweils kurze Aktualisierungen: Im September 1910 wurde ein Artikel von Glasewald aus der deutschen Philatelisten-Zeitung wiedergegeben; offenbar gab es dabei ein (Verständnis-/Übersetzungs-)Problem, denn es war von „33 series of sheets“ die Rede. Tatsächlich wurden 50 Bogensätze von 33 verschiedenen Werten gedruckt, insgesamt also bei Bogen à 150 Marken 7500 komplette Sätze. Einen Monat später gab es dann an gleicher Stelle eine detaillierte Aufstellung dieser 33 Werte.

      Die Neudrucke wurden nicht gummiert; sie tragen rückseitig in Schreibschrift auf jeder Marke den Vermerk ND. Eine Verwechslung mit Originalen ist damit ausgeschlossen; ausserdem sind die Farben der Neudrucke im Vergleich mit den Originalen lebhafter und kräftiger.
      Als Katalogpreise für den kompletten Satz von 33 Marken finden wir bei Grobe (1975) DM 175,–, also in heutiger Währung ca. EUR 87,–; Sem (2001) notiert EUR 150,–, und im Michel Spezial 2023 sind bei diesen Neudrucken € 6,– pro Stück, also zusammen rund € 200,–, angegeben. Sie finden jedoch im Fachhandel deutlich günstigere Angebote.


Rückseitiger Druck ND auf einem 6er-Eckrandblock.

Diesen kompletten Neudrucksatz habe ich 2023 für € 40,– gekauft.

Im Nachverkauf eines deutschen Auktionshauses konnte ich diese prächtige Zusammenstellung der Neudrucke
in 6er-Eckrandblocks erwerben (nur 24 von 33 Werten gezeigt). Derart grosse Einheiten sind selten.

 
33 oder 34 Neudrucke?

      Wenn Sie die Neudrucke von 1909 auf der Seite über die T&T-Marken addieren, kommen Sie auf 34 Werte. (Die zwei Typen der Nr. 10 werden dabei nur als eine Ausgabe gezählt.) Trotzdem werden Zusammenstellungen von 33 Neudrucken wie die oben gezeigte regelmässig, auch von renommierten Händlern, als „komplette Sammlung der Neudrucke“ angeboten. Was hat es mit dem 34. Neudruck auf sich?

      Im Michel-Spezial (2023) finden Sie ohne weiteren Kommentar bei den Neudrucken der farblos durchstochenen Ausgabe die Nr. 42 ND, einen Neudruck der 3 Kreuzer rot.
      Die – kursiv gesetzte – Preisnotierung von € 300,– entspricht dem Fünfzigfachen des bei den übrigen Wertstufen angegebenen Preises, dürfte aber in Anbetracht der Tatsache, dass diese Stücke praktisch nie am Markt auftauchen, viel zu niedrig angesetzt sein. Ich würde gerne ein Mehrfaches investieren, wenn ich je eine 42 ND irgendwo angeboten sähe.
      Im Sem-Spezialkatalog (2001) wird die Existenz je eines Bogens dieses Neudrucks ohne und mit dem kursiven ND-Aufdruck auf der Rückseite erwähnt. Aktuell habe ich von Herrn Sem erfahren, dass um das Jahr 2000 herum einige Exemplare dieser Marke verschenkt und eines versteigert wurde, dass aber seit Jahren kein solches Stück mehr aufgetaucht ist.

 
Neudrucke von 1965

      Diese Neudrucke wurden zur Bayerischen Landesbriefmarkenausstellung im Oktober 1965 gedruckt. Bei diesem Neudruck wurden die vier Werte berücksichtigt, die man 1909 nicht gedruckt hatte: Die MiNr. 18, 19, 24 und 25 (5  und 10 Silbergroschen sowie 15 und 30 Kreuzer der Ausgabe „farbiger Druck auf weissem Papier“).
      Die Druckqualität ist hervorragend, da für diese Ausgabe „brandneue“ Reserve-Druckstöcke aus der Zeit der Markenherstellung fast 100 Jahre zuvor verwendet wurden.

      Im Gegensatz zum ND von 1909 wurden hier nicht ganze Bogen gedruckt (150 Reservedruckstöcke hatte man natürlich nicht mehr), sondern Kleinbogen, die alle vier genannten Wertstufen je einmal enthielten.
      Wiederum wurden die nicht gummierten Marken durch einen rückseitigen Aufdruck „ND 1965“ eindeutig gekennzeichnet. Es gab zwei Auflagen dieses Neudrucks: 6000 Exemplare trugen zusätzlich die Inschrift „Das Fürstlich Thurn- und Taxissche Zentralarchiv Regensburg zur Förderung der Philatelie“, 4000 Stück wurden ohne diese Inschrift hergestellt.

      Erstaunlicherweise taucht dieser Neudruck, der mit einer Notierung von € 15,– im Michel und Sem einen philatelistischen „Pfennigartikel“ darstellt, im Gegensatz zu den frühen Neudrucken fast nie im Handel auf. Ich suche ihn noch, weshalb ich Ihnen bisher hier auch kein Bild zeigen kann.


Literatur:


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Copyright © 2023 und verantwortlich für den Inhalt:

Erste Veröffentlichung am 28. September 2023, letzte Bearbeitung am 28. September 2023.


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