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Grossbritannien – Queen Elizabeth II – Postage Due Stamps (Portomarken) – Pre-decimal

      Als Portomarken in Grossbritannien eingeführt wurden, hatte man sie in Deutschland schon vergessen: Deutschland-Sammler kennen sie nur aus den Gebieten Baden und Bayern der Epoche Altdeutschland – im Deutschen Reich und auch später in der Bundesrepublik und in der DDR gab es sie nicht. Die Briten dagegen liessen sich Zeit mit der Einführung, blieben diesem Markentyp dann aber auch sehr lange treu: 1914 erschien die erste Ausgabe, und noch 1994 gab Grossbritannien die letzte Serie von Portomarken heraus, bevor ihre Verwendung 1995 (als Fiskalmarken am 28. Januar 2000) offiziell endete. Insgesamt 101 Hauptnummern führt der Stanley-Gibbons-Katalog für diese 80 Jahre auf, was die Postage Dues zu einem überschaubaren (und, wenn Sie auf „Spezialitäten“ verzichten, auch bezahlbaren (1)) Sammelgebiet macht.

 
Vorläufer und Entwicklung der Portomarken

      Die Bezahlung der Beförderungsgebühr durch den Empfänger („Porto“, im Gegensatz zur Bezahlung durch den Absender, „Franco“) und handschriftliche Angaben über den Portosatz kennt jeder Altbriefsammler. In der Markenzeit wurden zunächst ebenfalls handschriftliche Vermerke über die bei der Zustellung einzuziehende Gebühr angebracht, dann gab es entsprechende Stempel, und schliesslich Portomarken.

      In der Markenzeit hatte die Erhebung des Portos allerdings noch eine andere Funktion als in der Vormarkenzeit: Da sich der Absender einer unfrankierten oder unterfrankierten Sendung nicht an die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Post gehalten hatte, kam noch eine Komponente des Bussgeldes dazu („Strafporto“). Das heisst, dass ausser der fälligen Gebühr noch ein zusätzlicher Betrag erhoben wurde, um der Post den durch die nachträgliche Erhebung entstehenden Mehraufwand zu vergüten. In Grossbritannien betrug der Portosatz üblicherweise das Doppelte der eigentlich erforderlichen Frankatur; wenn eine Postkarte (Tarif ½d.) unfrankiert versandt wurde, wurde entsprechend beim Empfänger 1 Penny eingezogen.

Unfrankierte Midget Post Card (kleinformatige Postkarte; die „Rotary Photographic Series“ war eine Anfang des 20. Jahrhunderts bekannte Serie von Postkarten, die spezialisiert war auf Bühnendarsteller).
Die unfrankierte Karte vom 18. Februar 1904 wurde mit einem Nachporto von 1d. belegt.

 
20. April 1914: Die ersten britischen Portomarken

      Die ersten Postage Due Stamps waren der Beginn einer Geschichte, die noch länger dauerte als die der Machins: Erst 1970, also nach 56 Jahren, wurde mit der Einführung der Dezimalwährung das Design geändert. Es gab in dieser Zeit einige Änderungen der Wertstufen, Farben und Wasserzeichen; 76 Hauptnummern und zahlreiche Varianten werden bei Stanley Gibbons bis zur letzten prä-dezimalen Ausgabe 1968 aufgeführt.

£1, schwarz auf gelb, 2. 9. 1963, SG Nr. D68
 
Die Abbildung zeigt den höchsten in der Prä-Dezimalära verausgabten Wert; so sahen sämtliche Portomarken von 1914 bis 1970 aus. Sie tragen, da sie ja nie ins Ausland gelangten, keine Landesbezeichnung. Das Markenbild zeigt aber Symbole für die vier Landesteile: Im Uhreigersinn beginnt es oben links mit der englischen Rose, dann folgen die Distel für Schottland, die walisische Narzisse und das Kleeblatt für Nordirland.

 
Belege mit Portomarken aus der pre-decimal era

Ersttagsstempel

1d. karminrot, Ersttagsstempel (20. April 1914) auf Briefstücken
Links: Sechserblock vom linken unteren Bogenrand mit control number D 14
Rechts: Portomarke mit Handstempel „1d“

Zweittagsbrief

      Ich habe vom Ersttag nur die oben gezeigten Briefstücke in meiner Sammlung; mein frühester kompletter Beleg stammt vom zweiten Verwendungstag, dem 21. April 1914 (Portomarken gestempelt am 22. April):

Unfrankierter Brief innerhalb Londons. Nachgebühr-Vermerk 1d und Stempel Undelivered for reason stated […]
und charge not collected / fresh label required. Portomarke 1d. karminrot (2x).

Unfrankierte Sendung

Unfrankierter Brief innerhalb von Stamford (Lincolnshire) vom 10. August 1915.
 
Unfrankierter Brief von Uppingham nach Norfolk vom 20. August 1953.
Stempel 5d to pay posted unpaid
Nach Angabe des Händlers „apparently the first usage of this hand stamp to be recorded“.

Nachporto wegen abgelaufener Gültigkeit der Frankatur

      Das ist etwas, was wir heute fast nicht mehr kennen: Eine Marke ist jenseits ihres Gültigkeitsdatums und ein damit frankierter Brief wird deshalb wie ein unfrankierter Brief behandelt. Hier in der Schweiz sind alle seit 1960 ausgegebenen Dauermarken unbegrenzt frankaturgültig, ebenso die ab 1964 ausgegebenen Pro-Patria- und Pro-Juventute-Marken. In der Euro-Zone gab es natürlich einen harten Schnitt bei der Euro-Einführung, als die früheren Marken in den jeweiligen Landeswährungen ungültig wurden. in Grossbritannien erlebten wir Mitte 2023 die demonetization der Dauermarken ohne Barcode.
      Hier ein Beispiel für einen Brief aus der Schweiz nach Grossbritannien, der mit einer seit drei Tagen ungültigen Marke frankiert war und deshalb mit Nachporto belegt wurde. Die abgelaufene Gültigkeit wurde noch im Aufgabeland festgestellt; die Marke wurde markiert und der Stempel nicht auf, sondern neben die Marke gesetzt. Das „T“ im Kreis (taxe) wies die Post im Zielland darauf hin, dass hier eine Nachgebühr erhoben werden musste.

Der Brief mit der 30-Rappen-Marke (Zumstein Nr. 168) wurde am 3. Dezember 1924 abgestempelt, die Marke war allerdings nur bis zum 30. November gültig.

Unzureichend frankierte Sendung

Unterfrankierter Brief von Wolverhampton nach Cambridge vom 12. Oktober 1957.
Stempel more to pay / above 1 oz und 3d to pay

Postkrieg (postal war) Rhodesien/Grossbritannien

„Unter ‚Postkrieg‘ versteht man die von zuständigen nationalen Behörden aus politischen Gründen getroffenen Massnahmen, die sich gegen die von der Postverwaltung eines anderen Landes herausgegebenen Postwertzeichen, Poststempel oder gegen anderes postalisches Material sowie von dieser Postverwaltung festgesetzte Portosätze richten.“
Definition auf der Website → postkrieg.info
 

      Südrhodesien erklärte im November 1965 seine Unabhängigkeit von Grossbritannien, die jedoch international nicht anerkannt wurde. Daher wurden Briefe, die mit Marken mit der Landesbezeichnung „Rhodesia“ frankiert waren, als unfrankiert betrachtet und ein entsprechendes Nachporto erhoben.

Luftpostbrief von Salisbury nach Eastbourne vom 14. April 1970.
Stempel stamp not valid / where posted / to pay, handschriftlich ergänzt „3/6“, und Aufkleber mit Hinweis auf die Ungültigkeit der Marken.
Nachporto 3/6 mit Portomarken 5 x 8d. und 1 x 2d. erreicht, gestempelt am 22. April 1970.
 
Luftpostbrief von Rhodesien (Stempel des Aufgabeortes nicht lesbar) nach Exmouth vom 15. Mai 1970.
Stempel invalid stamps used / postage due, handschriftlich ergänzt „3/6“, und Aufkleber mit Hinweis auf die Ungültigkeit der Marken.
Nachporto 3/6 mit Portomarken je 1 x 2/6 und 1s. erreicht, gestempelt am 20. Mai 1970.
 

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Fussnoten:

  1. Was ist mit „Spezialitäten“ gemeint? Aktuell (Oktober 2022) finden Sie bei Stanley Gibbons in der Abteilung → Postage Dues komplette Sätze aus der Dezimalära für £24.00 ebenso wie Imprimaturstücke und Farbproben der frühen Ausgaben zu Preisen von £3750.00 bis £7500.00.

Literatur:


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Erste Veröffentlichung am 2. Oktober 2022, letzte Bearbeitung am 29. September 2023.


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