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Lesen Sie dazu bitte auch die Seite „Bleisulfidschäden an klassischen Marken, Belegen und Stempeln“.
Vordruckalben sind so alt wie die Philatelie. Das erste Vordruckalbum war das 1862 von Justin Lallier herausgegebene Album Timbres-Poste, das im A5-Querformat noch die ganze Welt erfasste – übrigens einschliesslich der damaligen Ausgaben der deutschen Privatpost-Anstalten.
Die Marken wurden damals mit Leim oder Gummi arabicum im Album befestigt. Diese Methode erwies sich allerdings als etwas zu dauerhaft, sie sind nämlich praktisch nicht mehr aus dem Album heraus zu bekommen.
Kennen Sie Madame Borchard? Die Gattin eines Kaufmanns aus Bordeaux hat Philatelie-Geschichte geschrieben: Sie gab 1864 eine „Blaue Mauritius“ (nach anderen Quellen sogar mehrere) im Tausch gegen andere Marken ab, weil im Lallier-Album für diese merkwürdige Marke kein Platz vorgesehen war!
Dieser zugegebenermassen extreme Vorgang illustriert sehr schön den grundsätzlichen Nachteil aller Vordruckalben, der sie, um damit die im Titel gestellte Frage zu beantworten, für Klassik-Sammler absolut unbrauchbar macht: Die strikte Vorgabe der eingedruckten Bildchen ist eine Beschränkung, die den Sammler viel zu sehr einengt.
Das gilt übrigens nicht nur für klassische Ausgaben: Auch der Sammler moderner Ausgaben Deutschlands, der Schweiz oder Grossbritanniens bekommt Probleme, wenn er ein Briefstück mit einem besonders schönen Stempel, ein Eckrandstück oder einen Beleg mit der entsprechenden Marke in einem Vordruckalbum unterbringen will. Was bleibt also? Eine Art Memory-Spiel auf einfachstem Niveau (passt das Bild auf der Marke zum Bild im Album?), das schon für einen einigermassen aufgeweckten Fünfjährigen keine intellektuelle Herausforderung mehr darstellt.
Wenn Sie sich beim Aufbau einer Sammlung an einem Vordruckalbum orientieren, werden Sie immer ein Briefmarkensammler bleiben, zum Philatelisten werden Sie damit nie. (Abgesehen davon gilt für viele moderne Gebiete, dass der Preis der Vordruckseiten den Wert der darin befindlichen Marken oft deutlich übersteigt: Beim Verkauf einer postfrischen Bundesrepublik-Sammlung können Sie derzeit für die Periode von ca. 1970 bis 2000 mit einem Erlös von etwa 3,– bis 5,– Euro pro Jahrgang rechnen.)
Das, was den Reiz der Philatelie ausmacht, also Essais, Farbproben, Neudrucke, Plattenfehler, Marken auf Brief, grössere Einheiten oder Randstücke, lässt sich in einem Album, das ein Feld pro Hauptnummer vorsieht – aber bitte kein Randstück, sonst passt die Klemmtasche nicht mehr! –, schlicht und einfach nicht umsetzen.
Ein Gutes hat das Ganze: Mehr oder weniger gut gefüllte Klassik-Vordruckblätter bekommen Sie auf Briefmarkenbörsen manchmal für den sprichwörtlichen Apfel nebst Ei – diejenigen, die so gesammelt haben, waren mit Sicherheit keine versierten Spezialisten, und für die Neudrucke, die man kommentarlos neben Originalen auf solchen Seiten findet, entschädigt dann manchmal zum Beispiel ein spezieller Stempel, den aber eben nicht jeder als das erkennt, was er ist …
Das Vordruckalbum scheidet aus; wie also soll man eine Klassik-Sammlung organisieren und aufbewahren?
Liebevoll gestaltete und beschriftete Seiten mit für jedes Stück individuell angepassten Klemmtaschen lohnen sich erst, wenn ein Gebiet definitiv abgeschlossen ist (nur: wann ist es das?) oder wenn eine Sammlung oder ein Auszug daraus ausstellungsreif aufbereitet werden soll.
Dieses Blatt aus einer alten Sammlung „Stadtpost Bochum“ zeigt, warum man erst nach definitivem Abschluss einer Sammlung an die Erstellung speziell gestalteter Seiten gehen sollte: |
Ein Blatt aus meiner Bergedorf-Sammlung, angefertigt ca. 1980: Daran hat sich nichts geändert; das kann so bleiben. |
Das gute alte Einsteckbuch hat seine Berechtigung als „Zwischenlager“ und Materialsammlung; beim Händler, auf einer Börse oder bei einer Auktion erworbene Stücke kann man hier zunächst einmal unterbringen, bis sie ihren definitiven Platz finden. Wo aber ist der?
Meine Lösung mag Ihnen als Anregung dienen; ein richtig oder falsch gibt es hier nicht. Ich habe mich mit dem Erwerb der ersten Leuchtturm-Klemmbinder vor gut fünfundzwanzig Jahren (und das war damals für mich als Student eine echte Investition) auf meine Album-Marke festgelegt und bisher keinen Grund gesehen, die Marke zu wechseln – das ist eine Entscheidung in der Art „Mercedes oder BMW“; die meisten Sammler bleiben „ihrer“ Marke ein Leben lang treu. Sie finden allerdings bei allen grossen Alben-Herstellern (Aufstellung s. u.) entsprechende Blätter; Leuchtturm steht hier also nur exemplarisch.
Die LB-Blätter von → Leuchtturm sind meines Erachtens absolut ideal: Verschiedene Formate erlauben die Unterbringung von Marken, Einheiten, Briefstücken und ganzen Briefen; besonders vorteilhaft: Man kann die Rückseite (Prüfzeichen auf Marken; Briefe) betrachten, ohne das Stück aus dem Album entnehmen zu müssen. Bei von Anfang an entsprechend grosszügiger Planung – eine Seite für eine Ausgabe bietet sich in der Klassik an – ist ausreichend Platz für Erweiterungen vorhanden.
Noch einmal meine Bergedorf-Sammlung: Hier ein Leuchtturm LB-Blatt; ich drucke mir dazu kleine Zettel zum Einlegen mit einer kurzen Beschreibung und Herkunfts-Angabe („Fel 74/1753“ ist Los Nr. 1753 aus der 74. Felzmann-Auktion). |
Das ist, wie gesagt, meine (seit jetzt fast dreissig Jahren bewährte) Lösung; Ihre kann durchaus anders aussehen.
Die Diskussion zum Thema „Vordruckalbum“ wird wohl nie enden; zwei aktuelle (Mai 2011) Kommentare dazu mögen dies illustrieren:
Ein Sammlerkollege schrieb mir, dass er meine doch eher kritische Einstellung zu Vordruckalben nicht teilt. Er sammelt Dänemark auf Schaubek-Blättern und ist damit insgesamt zufrieden. Ein Auszug aus der E-Mail: |
In einem Leserbrief im Briefmarken-Spiegel beklagt ein Sammler, dass die Alben-Hersteller auf Vordruckseiten auch sehr teure Marken berücksichtigen. Sein Vorschlag an die Albenhersteller: „Lassen Sie die absoluten Raritäten aus Ihren Texten heraus und bringen Sie diese als Sonderblätter passend zu den Zeiträumen, in denen diese erschienen sind.“
Kann man ein Fazit aus all diesen Meinungen (meine eigene eingeschlossen) ziehen? Ich habe das für mich getan; offenbar ist jede Art von Vordruckalbum immer auch irgendeine Art von Kompromiss. Sehen die Albenhersteller Felder für mehr Typen und Varianten vor, würde ein Sammler dies begrüssen, ist eine zu teure (was ist das übrigens? 500 Euro, 5000 Franken?) Marke vorgesehen, ist es aber auch wieder nicht gut. Mein Fazit bleibt daher: Keine Vordruckalben für klassische Ausgaben und damit keine Kompromisse. Ich sammle, was mir gefällt (und was ich mir leisten kann), und das, und genau das, kann ich dann auch nach meinem Geschmack anordnen und präsentieren. Wie immer gilt natürlich: Chacun à son goût – wenn Sie Ihre Vordruckalben lieben, will ich sie Ihnen nicht ausreden!
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Literatur:
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Erste Veröffentlichung am 11. September 2005, letzte Bearbeitung am 10. Mai 2020.
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