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Einleitung – Kleine Stempelkunde

      Die Literatur über Stempel bei klassischen Ausgaben ist fast so umfangreich wie die über die Marken. Der Sassone, der italienische Spezialkatalog über die Ausgaben der „Antichi Stati Italiani“, also Altitaliens, erscheint in zwei Bänden: „I Francobolli“, die Briefmarken, und „Gli Annullamenti“, die Stempel, wobei letzterer der umfangreichere ist.
      Deutschland-Sammler kennen Hufeisenstempel, Mühlradstempel, Nummernstempel, Rautenstempel, Langstempel und Kastenstempel, es gibt eigene Kataloge über die Klaucke-Stempel und über Nachverwendungen, und die Sammler des Gebiets „Deutsche Auslandspostämter und Kolonien“ können die Vorläufer und Mitläufer nur anhand der Stempel identifizieren.
      Die Freunde klassischer Ausgaben der Schweiz erfreuen sich am zarten Abschlag einer Genfer Rosette, einer Bundesraute oder einer Gitterraute und suchen seltene Entwertungen wie die Rosette von Pfyn oder die Punktraute von Bellelay.

      Ganz offenbar sind Stempel also nicht nur banale Entwertungen, sondern philatelistisch eine Wissenschaft für sich.
      Sie werden verstehen, dass ich hier nicht auf einer Seite das darstellen kann, worüber andere Philatelisten Bücher schreiben. Ich möchte aber, für „Einsteiger“ in die klassische Philatelie, wenigstens in loser Folge eine kurze Übersicht über einige wichtige Stempelformen und -typen geben. (Diese Seite wird im Laufe der Zeit ergänzt und erweitert.)


Stempel der Vorphilatelie

Langstempel Bergedorf 1851
Langstempel „BERGEDORFF“ vom 22. 11. 1851
(Das Jahr ist nur aus dem Briefinhalt selbst ersichtlich)
Der Stempel war in dieser Form vom 1. 4. 1847 bis 1852 in Gebrauch

      Die Stempel der Vorphilatelie (der Zeit, bevor es Briefmarken gab) sind häufig so genannte „Langstempel“ ähnlich dem hier gezeigten Stempel aus Bergedorf. Der Michel „Deutschland-Spezial“ gibt bei jedem Gebiet eine Übersicht der Stempel; wenn Sie sich intensiver mit diesem Thema befassen wollen, ist die Anschaffung spezieller Literatur allerdings unumgänglich.
      Entsprechende Bücher gibt es zu vielen Ländern und Gebieten; neben den Stempeln sind die Gebührenvermerke postgeschichtlich mindestens genau so interessant, allerdings fast schon eine eigene Wissenschaft; ihre Deutung setzt voraus, dass Sie sich mit Postwegen, Postverträgen und Post-Geographie vertraut machen. Ein idealer Einstieg in das Gebiet, eine Art „Lehrbuch der Vorphilatelie“, sind die beiden Bücher von Helbig.

      Eine exemplarische detaillierte Analyse eines markenlosen Briefes aus dem Jahr 1861 finden Sie auf einer eigenen Seite.

Literatur:


Vorläufer

Vorläufer
Zwei so genannte „Kolonial-Vorläufer“
Links: Deutsch-Südwestafrika MiNr. V 37 f, rechts: Kiautschou MiNr. V 2 II

      Was sind „Vorläufer“? Definitionsgemäss handelt es sich bei Vorläufern um Ausgaben, die „unter verschiedenen Voraussetzungen ohne Kennzeichnung durch Aufdruck in zwei oder mehr Postgebieten verwendet werden, was besonders bei Postanstalten im Ausland oder in Kolonien oft geschehen ist, die die Marken des Mutterlandes so lange benutzten, bis für diese Gebiete eigene Marken erschienen“ (Häger).

      Nach dieser Definition sind z. B. die vor 1912 in Liechtenstein verwendeten österreichischen Marken „Vorläufer“. Der Begriff ist im Gebiet „Deutsche Auslandspostämter und Kolonien“ vielleicht am bekanntesten, obwohl er dort nach strenger Definition falsch verwendet wird:

      In den Monographien von Ey bis zum derzeit aktuellsten Buch zum Thema von Steuer/Steuer wird darauf hingewiesen, dass die so genannten Vorläufer bei den Auslandspostämtern und Kolonien eigentlich als erste Markenausgaben des jeweiligen Gebiets anzusehen seien. „Echte“ Vorläufer wären demnach nur Marken, die vor der Inbetriebnahme einer Postverwaltung im entsprechenden Gebiet verwendet wurden.
      Diese Definition ist postgeschichtlich zweifellos die richtige, ihre Umsetzung würde jedoch eine komplette Umstellung sämtlicher etablierter Katalog-Nummerierungen bedingen; ausserdem wären dann bildgleiche Marken (da nur der Stempel den „Vorläufer“ definiert) unter verschiedenen Gebieten katalogisiert. Diese Lesart hat sich in der Praxis daher nicht durchgesetzt.

      Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet man daher (fälschlich, aber eben in dieser Form in der Philatelie etabliert) als „Vorläufer“ die „Ausgaben des Deutschen Reiches ohne Aufdruck, verwendet bei deutschen Postanstalten im Ausland sowie den Postanstalten der Deutschen Kolonien solange, bis durch Überdruck deutscher Marken eine nun auch namentlich gekennzeichnete Markenausgabe vorlag“ (Steuer/Steuer).

      Die Abbildung oben zeigt links die in allen Auslandspostämtern und Kolonien (ausser Marokko, Karolinen und Marianen) als Vorläufer vorkommende MiNr. 37 des Deutschen Reiches. Zum „Vorläufer“ wird diese Marke durch den Stempel „Swakopmund“. Die oben rechts gezeigte Marke ist eine Ausgabe des deutschen Auslandspostamts China und trägt den entsprechenden Aufdruck, wird aber durch den Stempel „Tsingtau / Kiautschou“ zu einem Vorläufer des Gebietes Kiautschou.

Literatur:


Gefälligkeitsstempel vs. Bedarfsstempel

      Hier geht es nicht um Stempelformen oder -typen, sondern darum, wie ein Stempel benutzt wurde.

Katalog-Symbole für Bedarfs- und Gefälligkeitsstempel In Katalogen verwendete
Symbole für
Bedarfsstempel (links) und
Gefälligkeitsstempel (rechts)

      Der Bedarfsstempel bezeichnet, wie der Name sagt, die reguläre postalische Entwertung. Eine bedarfsgerechte Abstempelung kann aus mehreren Stempeln bestehen (Orts-/Datumsstempel plus reiner Entwertungsstempel, z. B. bei den Mühlradstempeln), entscheidend ist die Verwendung. Natürlich dürfen bedarfsgerechte Abstempelungen auch nicht vor- oder rückdatiert sein.

      Ein Gefälligkeitsstempel liegt dann vor, wenn eine Marke (oder ein Beleg) entwertet wurde, ohne dass eine entsprechende postalische Verwendung zu Grunde lag. (Beispiele finden Sie auf dieser Site bei einigen Ausgaben der deutschen Privatpostanstalten.) „Gefälligkeitsabstempelung ist keine vollwertige (postalisch bedingte) Abstempelung.“ (Grallert)
      Der Michel-Katalog spricht korrekt von Entwertungen zu philatelistischen Zwecken, die teilweise aufgedruckten (!) Stempel bei direkt von der Versandstelle bezogenen gestempelten Marken der DDR werden sogar mit einem eigenen Symbol bezeichnet (s. o.) und niedriger bewertet als Marken mit Bedarfsstempeln. Unklar ist mir jedoch, warum es im Michel in Fettdruck heisst „Versandstellen-Abstempelungen der Deutschen Bundespost sind nicht gesondert bewertet.“
      Warum eigentlich nicht? Das ist genauso philatelistische Mache wie das, was die DDR früher trieb, nämlich eine reine Gefälligkeitsstempelung. Auch die vor allem in der Schweiz beliebten Viererblocks mit schönem zentrisch abgeschlagenem Rundstempel, die man bei der Post beziehen kann, sind „zu philatelistischen Zwecken“ entwertet und als reine Machwerke eigentlich philatelistisch wertlos.
      Ein Philatelist wird immer bestrebt sein, echt gelaufene und bedarfsgerecht entwertete Marken in die Sammlung aufzunehmen, und deshalb wäre es durchaus zu rechtfertigen, sämtliche Versandstellen-Abstempelungen, ob sie jetzt von der bösen DDR-Post oder von der guten bundesdeutschen oder schweizerischen Post stammen, einheitlich als Mache einzuordnen und entsprechend niedriger zu bewerten.
      Dass ich mit dieser puristischen Einstellung als Vertreter der „reinen Lehre“ in der Philatelie auf verlorenem Posten stehe, weiss ich, aber es musste einmal gesagt werden …

Literatur:


Mühlradstempel

Mühlradstempel
Mühlradstempel
Links: geschlossener Mühlradstempel „301“ auf Briefstück mit Bayern MiNr. 4 II und 2 II
Rechts: offener Mühlradstempel „325“ auf Bayern MiNr. 4 II

      Dieses Thema war für diese Seite zu umfangreich; lesen Sie dazu bitte die Seite „Kurze Geschichte der Mühlradstempel“.


Hufeisenstempel

      Diese Stempelform ist ein beliebtes Gebiet für Spezialisten (s. Link unten).

Hufeisenstempel
Hufeisenstempel (Spalink 22-2)
(Abb.: Ausschnitt aus Los Nr. 2237, → Felzmann, Düsseldorf, 118. Auktion 30. 5. – 2. 6. 2007)

Literatur:

      Das Standardwerk zum Thema Hufeisenstempel ist der Katalog von Spalink, der es auf vier Auflagen brachte. (Friedrich Spalink ist am 25. 9. 2006 im Alter von 87 Jahren verstorben; leider hat niemand das Werk weitergeführt.) Ich führe hier auch frühe Auflagen auf, denn in der ersten (1970) und zweiten (1974) Auflage gab es noch transparente „Vergleichstafeln“, die Sie in den späteren Auflagen nicht mehr finden.

Folien aus Spalink, 1. Auflage
Spalink, 1. Auflage: Vergleichstafeln

      Ausserdem gibt es noch diverse Nachträge; damit Sie die Übersicht behalten, wenn Ihnen ein Exemplar des Spalink-Katalogs auf einer Messe oder Börse begegnet, finden Sie hier nicht nur die bibliographischen Daten, sondern auch Abbildungen aller Auflagen und Nachträge:

Spalink 1. Auflage
Abb. 1
Spalink 1. Nachtrag zur 1. Auflage
Abb. 1a
Spalink 2. Nachtrag zur 1. Auflage
Abb. 1b

Spalink 2. Auflage
Abb. 2
Spalink 3. Auflage
Abb. 3
Spalink Nachtrag zur 3. Auflage
Abb. 3a

Spalink 4. Auflage
Abb. 4
  • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. F.W. Blecher (Hrsgb.), Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Postbezirk, Elsaß-Lothringer Feldpost 1870/71 im BDPh e. V., Essen 1970 (Abb. 1)
    • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. 1. Nachtrag. In: Arbeitsgemeinschaft im BDPh e. V. Norddeutscher Postbezirk, Elsaß-Lothringen und Feldpost 1870/71, Heft 19, Essen o.J. (Abb. 1a)
    • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. 2. Nachtrag. In: Arbeitsgemeinschaft im BDPh e. V. Norddeutscher Postbezirk, Elsaß-Lothringen und Feldpost 1870/71, Heft 21, Essen o.J. (Abb. 1b)
  • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. 2. überarbeitete Auflage, Selbstverlag des Verfassers 1974 (Abb. 2)
  • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. 3. überarbeitete Auflage, Selbstverlag des Verfassers 1978 (Abb. 3)
    • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. Ergänzungen zur dritten Auflage des Handbuches. Herausgegeben anlässlich der Rhein-Ruhr-Posta ’89 in Solingen (2 lose Blätter) (Abb. 3a)
  • Friedrich Spalink: Die deutschen Hufeisenstempel. 4. verbesserte Auflage, Peter Feuser Verlag, Stuttgart 1992 (Abb. 4)

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Erste Veröffentlichung am 12. Juni 2005, letzte Bearbeitung am 9. April 2022.


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